Attentäter von Oslo und Utøya Breiviks Anwalt will Islamisten als Zeugen laden

Ein Gutachten hat Anders Breivik für unzurechnungsfähig erklärt, doch der Massenmörder erhob Einspruch. Im Prozess will sein Anwalt beweisen, dass Breivik schuldfähig ist - und plant dazu Extremisten als Zeugen ein.

Im bevorstehenden Prozess gegen den norwegischen Massenmörder Anders Behring Breivik plant die Verteidigung, etwa 40 Zeugen aufzurufen. Die Verteidiger wollen unter anderem die Psychiater und Experten befragen, die Breivik während seiner Haft beobachteten, sagte Breiviks Anwalt Geir Lippestad am Montag der Nachrichtenagentur NTB. Auch Experten für politische Ideologien und Islamisten will die Verteidigung in den Zeugenstand rufen. Breivik hatte behauptet, er sei im Krieg gegen die Islamisierung Europas. Das Verfahren soll am 16. April beginnen.

Der 33 Jahre alte Breivik tötete am 22. Juli 2011 insgesamt 77 Menschen, als er erst eine Bombe im Osloer Regierungsviertel zündete und wenig später 69 Teilnehmer eines Ferienlagers auf der Insel Utøya erschoss. Er gestand seine Taten, hält sich aber für nicht schuldig. Bis zum Prozessbeginn soll auch eine zweite psychiatrische Untersuchung abgeschlossen sein. Ein erstes Gutachten hatte Breivik für unzurechnungsfähig erklärt. Bei geistiger Unzurechnungsfähigkeit würde Breivik im Fall einer Verurteilung in eine psychiatrische Anstalt eingewiesen und nicht ins Gefängnis gehen.

Die Staatsanwaltschaft möchte aber weiterhin die Maximalstrafe von 21 Jahren Gefängnis fordern. Auch Breivik hat gegen das Gutachten Einspruch erhoben. Sein Anwalt werde auf seinen Wunsch hin auf Zurechnungsfähigkeit plädieren, hieß es. Die Staatsanwaltschaft plant, etwa 98 Zeugen zu befragen. Die Schlussplädoyers werden am 22. Juni erwartet.

Zu wenig Beamte, Notrufzentralen überfordert

Der Bericht zeige nun, dass die Notrufzentralen überfordert waren, sagte der frühere Polizeichef Olav Sonderland, Leiter der Kommission, die den Bericht erstellt hat. Viele Anrufe blieben unbeantwortet. Auch die Funkverbindung der Einsatzkräfte sei beeinträchtigt gewesen. Die Polizisten erhielten widersprüchliche Berichte über mehrere Schützen auf der Insel.

Informationen über Breivik hätten viel eher an sie weitergeleitet werden können, sagte der Osloer Polizeichef Anstein Gjengedal. Die Polizei habe zunächst einen zweiten Anschlag in Oslo erwartet.

Zu wenig Beamte waren am Einsatz beteiligt, auch das zeige der Bericht, sagte Sonderland. Künftig solle es daher eine "minimale Personalbesetzung" geben. Außerdem sollen die Kommunikationswege verbessert werden, speziell zwischen einzelnen Polizeieinheiten. Insgesamt zählt der Bericht 54 Verbesserungsmaßnahmen auf.

Breivik muss sich vom 16. April an wegen Terrorismus und vorsätzlichen Mordes vor Gericht verantworten. Ein erstes psychiatrisches Gutachten hatte den geständigen Täter für unzurechnungsfähig erklärt. Nun wird der Geisteszustand des Attentäters aber ein zweites Mal untersucht.

DPA
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