Weil sie ihr Zimmer nicht aufgeräumt hatten, sind zwei kleine Mädchen im baden-württembergischen Uttenweiler von ihren Eltern im Wald ausgesetzt worden. Eine Spaziergängerin fand die Kinder im Alter von vier und sieben Jahren am frühen Freitagabend frierend und verängstigt auf und alarmierte die Polizei, wie die Behörde am Montag in Biberach mitteilte. Die Kinder wurden danach zu ihrer Familie zurückgebracht. Zusätzlich wurde vom Jugendamt eine Familienpflegerin eingesetzt, die in der Anfangszeit wenigstens eine Stunde am Tag anwesend sein soll.
Die Eltern hätten von Anfang nicht geplant gehabt, die Kinder dauerhaft auszusetzen, betonte der Polizeisprecher. Der Lebensgefährte der Mutter habe sich am Abend ohnehin wieder im Wald abholen wollen, sie dort aber nicht angetroffen, weil sie schon von der Polizei weggebracht worden waren. Es handele sich um eine "einigermaßen intakte" Familie, sagte Polizeisprecher Uwe Krause auf AP-Anfrage. Allerdings sei die 29-jährige Mutter und ihr 24-jähriger Lebensgefährte, der nicht Vater der insgesamt vier Kinder im Alter zwischen vier und neun Jahren ist, deutlich überfordert.
Die ausgesetzten Kinder hätten sich "total gefreut", als sie ihre Familie wiedergesehen hätten, die Eltern umgekehrt ebenso. Die Mutter hatte ihren vier und sieben Jahre alten Töchtern nach den Ermittlungen der Polizei am Freitagnachmittag angedroht: "Wenn ihr nicht aufräumt, kommt ihr in den Wald." Kurz darauf habe sie diese Drohung mit ihrem Lebensgefährten auch wahr gemacht. Der 24-Jährige fuhr die Mädchen zu einem einige Kilometer entfernten Waldgebiet, wo er die Kinder mit einer Decke und Spielsachen absetzte und davonfuhr.
Mutter erwartet gerichtliche Vorladung
Die Mädchen bleiben vorerst bei ihrer Mutter. "Diese Art von Bestrafung war gewissermaßen ein Ausrutscher. Die Mutter und ihre Töchter haben ansonsten ein liebevolles Verhältnis", sagte Polizeisprecher Uwe Krause auf AP-Anfrage. Es werde geprüft, ob eine Verletzung der Fürsorgepflicht vorliege, sagte der Polizeisprecher. Er betonte jedoch, dass die beiden ausgesetzten Mädchen eigentlich in geordneten Verhältnissen lebten. "Allerdings ist die Mutter mit ihren vier Kindern ziemlich überfordert. Deshalb bekommt sie jetzt Unterstützung vom Jugendamt", sagte der Polizeisprecher. Die Mutter und ihr Lebensgefährte, der nicht der Vater der Mädchen ist, erwartet nun eine Vorladung der Staatsanwaltschaft. Diese werde prüfen, ob ein Verfahren eröffnet werde.