Rehe rennen über die Straße und sind blitzschnell im Wald verschwunden. Traute Idylle mit von bunten Ostereiern geschmückten Forsythien in vielen Gärten. Doch der friedliche Schein trügt: Ein Einfamilienhaus fast am Ende einer Straße in der Dorfmitte war Schauplatz einer schockierenden Gewaltorgie. Hier, in Borkheide südwestlich von Berlin, soll ein 17-jähriger Sohn seine Mutter getötet und dann zerstückelt haben. Leichenteile sollen vergraben worden sein. Die Polizei hat mit Flatterband die Straße von beiden Seiten gesperrt.
Welches Drama sich genau in dem teils geklinkerten und teils holzgetäfelten Gebäude ereignet hat, ist noch unbekannt. Borkheide ähnelt vielen anderen Gemeinden in Brandenburg. Durch den Ort führt eine Landstraße. Rechts und links gehen Nebenstraßen ab, die dann bis an den märkischen Wald heranreichen. Knapp 2000 Menschen leben hier: Alteingesessene in traditionellen Häusern und Zugezogene in neuen Gebäuden. An vielen Ecken wird weiter gebaut.
Opfer entstammt einer Familie aus Borkheide
"Die Frau und ihr Sohn sollen sich öfter gestritten haben", sagt ein 75-jähriger Anwohner, der gerade Unkraut in seinem Garten jätet. Unter Nachbarn sei auch erzählt worden, der 17-Jährige habe die Mutter geschlagen. Man habe aber nicht viel Kontakt zu beiden gehabt. "Sie führten ein eigenes Leben", sagt er. Die Mutter soll sich um ihren Jungen, der angeblich seine Ausbildung abgebrochen haben soll, viele Sorgen gemacht haben.
Die Frau stammte aus einer alteingesessenen Familie, so wird erzählt. Eine Freundin soll sie seit Tagen vermisst haben. Als sie niemanden erreichte, alarmierte sie die Polizei. Daraufhin wurde die Bluttat entdeckt. Der genaue Zeitpunkt, wann der Sohn seine Mutter umbrachte, ist noch unbekannt. Die gewaltsame Tötung könnte schon mehr als eine Woche zurückliegen, heißt es.
Verdeckt von hohen Kiefern und dichten Sträuchern
Aus einem Polizeitransporter steigt am Montag ein Beamter mit weißer Schutzkleidung und Mundschutz. Er hat offensichtlich Werkzeuge geholt. Später sind laute Geräusche zu hören. Möglicherweise wird Gerümpel zur Seite geschoben oder ein Behältnis aufgebrochen. Von Grabungen nach Leichenteilen ist die Rede. Bestätigt wird nichts.
Von dem Grundstück mit hölzernem Jägerzaun ist aus etwa 15 Metern Entfernung hinter dem Flatterband nur ein winziger Einblick zu erhaschen. Ein gutes Dutzend hohe Kiefern und dichte Sträucher bilden zudem einen natürlichen Sichtschutz. An einer Scheibe sind noch weihnachtliche Fensterbilder zu erkennen: Sonne, Mond und Sterne.

"Gebäude hätte abbrennen können"
Ein Teil der Vorderfront aus Holz ist angekokelt, Rußspuren sind auch an den Ziegeln zu sehen. Es sind Spuren eines Feuers, das der Sohn direkt am Haus gelegt haben soll, wie der 75 Jahre alte Nachbar sagt.
"Das Gebäude hätte abbrennen können", sagt der Mann. Fensterglas soll sich durch die Hitze verformt haben. Zu erkennen sind von der Polizei angelegte Markierungen auf den Scheiben, mit denen die Auswirkungen des Brandes vermutlich gemessen werden. Wann es brannte, weiß der Anwohner nicht.
An dem Haus der Frau - es ist erst nach der Wende erbaut - sind die Gardinen zugezogen. Das Rollo an einem Fenster ist halb herunter gelassen. Unklar ist, ob die Polizei bei ihren Ermittlungen neugierige Blicke von Schaulustige abwehren will. Möglicherweise hatte die Bewohnerin keine Gelegenheit mehr, es zu öffnen.