Der Vater der seit 1996 vermissten Kristin Smart ist eher erleichtert als froh über das Urteil, das gerade an einem kalifornischen Gericht gesprochen wurde. Es sei eine "quälend lange Reise" bis zu diesem Tag gewesen, sagt Stan Smart, doch: "Ohne Kristin liegt keine Freude oder Glücksgefühl in diesem Urteil." Die Studentin war eines Tages spurlos vom Campus ihrer Universität verschwunden. Jetzt wurde der mutmaßliche Mörder der jungen Frau verurteilt.
Kristin Smart war 19, als sie vermutlich entführt und getötet wurde. Verurteilt wurde nun ein damaliger Kommilitone von ihr, der heute 45 Jahre alte Paul Flores. Drei Monate lang wurde ihm der Prozess gemacht. Ins Visier der Ermittler war er bereits im Mai 1996 geraten, kurz nach dem Verschwinden von Kristin.
Doch die Hinweise schienen im Sande zu verlaufen, der Fall wurde zu einem sogenannten "Cold Case" und wurde schließlich zu den Akten gelegt. Die vermisste Studentin wurde 2002 offiziell für tot erklärt.
Ein Podcast half bei der Jagd nach dem Mörder
Frischen Wind in den Fall brachte ausgerechnet ein True-Crime-Podcast. In den vergangenen Jahren schossen diese bekanntlich wie Pilze aus dem Boden, doch Chris Lambert, der Kristin Smarts Verschwinden in seiner Reihe "Your Own Backyard" aufgriff, stellte es offenbar richtig an.
Er fand tatsächlich wichtige Spuren und sprach mit Zeugen, die der Polizei zuvor nicht bekannt waren. Der Podcaster wurde für seine Arbeit vom Richter nun ausdrücklich gelobt.
Dank der neuen Zeugenaussagen rekonstruierte die Staatsanwaltschaft den Fall nun so: Paul Flores soll die 19-Jährige damals nach einer Feier zu ihrem Wohnheim begleitet haben. Kristin Smart hatte entweder ungewöhnlich viel getrunken, oder war von ihm unter Drogen gesetzt worden. Sie schien jedenfalls kaum in der Lage zu sein, allein zu ihrer Wohnung zu laufen.
Doch statt sie nach Hause zu bringen, soll Flores die junge Frau mit zu sich genommen und sie zu vergewaltigen versucht haben. Dann tötete er sie.
Ein Dutzend Mal Mord und Totschlag in Serie

Eine Mischung aus True Crime und einer großen Portion Fiktion im Hörspielformat. Mit der „blonden Bestie“ ist der Serienmörder Kurt-Werner Wichmann gemeint. Von 1968 bis 1989 mordete sich der attraktive Psychopath durch Norddeutschland. Immer wieder entkam er durch haarsträubende Ermittlungspannen der Polizei. Der sogenannte Göhrdemörder ist einer spektakulärsten Fälle der deutschen Kriminalgeschichte. Die Amazon-Tochter Audible hat aus dem Stoff in ein Hörspiel gegossen.
Hatte der Täter Hilfe von seinem Vater?
Aber was geschah mit Kristins Leiche? Bisher vermuten die Ermittler, dass Paul den Körper der 19-Jährigen damals zuerst unter der Terrasse am Haus seines Vaters vergraben habe. Der lebte nicht weit vom Uni-Campus entfernt. Als die Ermittler ihm beängstigend nahe kamen, soll er die Leiche, wohl gemeinsam mit seinem Vater, wieder ausgegraben und an einem bisher unbekannten Ort erneut vergraben haben.
Obwohl man Kristin bisher also nicht finden konnte, wurde ihr mutmaßlicher Mörder nun verurteilt. Paul Flores wird mindestens 25 Jahre hinter Gittern verbringen. Sein Vater wurde jedoch nicht wegen Beihilfe verurteilt. Für Kristins Eltern wird der Fall aber erst wirklich abgeschlossen sein, wenn sie ihre Tochter würdig bestatten können. Sie hoffen, dass Flores irgendwann auspackt.
Quellen: "Rolling Stone", "Spiegel"