Nach dem Anschlag auf eine Gruppe von Demonstranten in Boulder (US-Bundesstaat Colorado) sitzt der mutmaßliche Täter in Haft – und auch seine Familie muss mit der Abschiebung rechnen. Bei der Tat erlitten zwölf Menschen Brandverletzungen. Sie wollten auf das Schicksal der israelischen Geiseln in Gaza aufmerksam machen.
Der 45-jährige Ägypter muss sich wegen versuchten Mords und eines Hassverbrechens verantworten: Er hatte den propalästinensischen Slogan "Free Palestine" gerufen, als er die Pro-Israel-Demonstranten angriff. Die Familie des Tatverdächtigen wurde von der Einwanderungsbehörde ICE festgenommen und befindet sich Gewahrsam.
Anschlag in Colorado: Familie soll abgeschoben werden
Die Frau und die fünf Kinder sollen mit einem beschleunigten Verfahren abgeschoben werden. Der Tatverdächtige hielt sich nach Angaben der Behörden illegal in den USA auf. Ob seine Frau und die Kinder etwas von seinen Anschlagsplänen wussten, wird noch untersucht. Ihre Visa seien bereits zurückgezogen worden, teilte das Heimatschutzministerium mit.
Ein Jahr lang soll der Mann seine Tat geplant haben. Nur eine Sache hinderte ihn offenbar daran, sie noch früher auszuführen: Er wollte den Schulabschluss seiner Tochter abwarten. Das soll er selbst in Verhören gegenüber den Ermittlungsbehörden gesagt haben.
Tochter hatte ein Stipendium – und wollte Medizin studieren
Die Familie stammt aus Ägypten, lebte aber 17 Jahre lang in Kuwait und kam erst vor zwei Jahren in die USA. Dort ließ sie sich im Bundesstaat Colorado nieder. Ein wichtiger Grund für den Umzug in die Vereinigten Staaten war offenbar der Wunsch der Tochter, Medizin zu studieren. Die junge Frau wurde erst vor wenigen Wochen in einem Artikel der Lokalzeitung "Colorado Springs Gazette" porträtiert – als eine der herausragenden Schülerinnen ihres Jahrgangs, die nach dem High-School-Abschluss ein Stipendium erhielten.
"In die USA zu kommen, hat mich grundlegend verändert", erzählte sie darin. "Ich habe gelernt, mich an Neues anzupassen, auch wenn es schwer war. Ich habe gelernt, unter Druck zu arbeiten und mich in kürzester Zeit schnell zu verbessern." Eine erfolgreiche Operation bei ihrem Vater habe in ihr den Wunsch geweckt, Medizin zu studieren. In Kuwait sei ein solches Studium für sie nicht möglich gewesen.
Dieser Traum dürfte für die junge Frau nun aber in weite Ferne gerückt sein. Aufgrund der Tat, die ihrem Vater vorgeworfen wird, müssen auch sie, ihre Mutter und ihre Geschwister mit der Abschiebung rechnen.
Der mutmaßliche Täter hat den Anschlag nach bisherigen Erkenntnissen der Ermittler allein ausgeführt. Er warf zwei Molotowcocktails auf eine Gruppe von rund 20 Demonstranten. Ermittlern zufolge hatte er noch 16 weitere Brandsätze vorbereitet, die jedoch nicht zum Einsatz kamen. US-Präsident Donald Trump sprach von einem "Terrorakt".
Quellen: CNN, "Colorado Springs Gazette", Gerichtsdokumente, Nachrichtenagentur DPA