Der norwegische Attentäter Anders Behring Breivik sieht sich von dem Gericht in Oslo nicht ernst genommen. "Ich hoffe, Sie werden sich auf die Sache und nicht auf die Person konzentrieren", sagte der mutmaßliche Massenmörder am Mittwoch. Insbesondere beschwerte er sich über die Art, wie die Staatsanwaltschaft Fragen über seine angebliche Gruppe der Tempelritter stellte. "Sie wollen Zweifel wecken, ob dieses Netzwerk existiert", sagte der sichtlich irritierte 33-Jährige, der am dritten Prozesstag erschöpft und etwas resigniert wirkte. Die norwegische Polizei geht davon aus, dass Breivik allein gehandelt hat, als er am 22. Juli 77 Menschen tötete. Er hat die Taten gestanden, jedoch auf nicht schuldig plädiert. Die Gutachter sind sich uneins, ob er geisteskrank ist.
Breivik war nach eigenen Angaben 2001 einer der Mitbegründer der islamfeindliche Tempelritter, deren Name von einem mittelalterlichen Ritterordnen übernommen wurde. Er habe 1999 seinen ersten "militanten Nationalisten" in London getroffen, sagte er dem Gericht. Zwei Jahre später habe er dann Kontakt zu weiteren Gleichgesinnten gefunden. "Ich habe nach radikalen europäischen Nationalisten gesucht", erklärte er. Am Dienstag hatte er ausgesagt, dass er seit 2002 kaum Kontakt zu den Leuten aus London gehabt habe. Seine Zelle der Tempelritter bestehe aus ihm allein. Breivik begründete seine Tat damit, er habe Norwegen vor der Einwanderung von Muslimen schützen wollen. Seine Opfer nannte er Verräter.
Das Verhör Breiviks soll noch die ganze Woche andauern. Der Prozess, in dem es drei Schöffen und zwei Berufsrichter gibt, ist auf zehn Wochen angesetzt. Bei einem Schuldspruch drohen ihm bis zu 21 Jahre Haft. Danach besteht die Möglichkeit, ihn lebenslang zu verwahren, sollte von ihm eine Gefahr ausgehen. Sollte er nach Einschätzung des Gerichts nicht zurechnungsfähig sein, könnte Breivik lebenslang in der Psychiatrie untergebracht werden.
Breiviks Saat im Internet
Im Internet findet seine Botschaft offenbar Unterstützer. Nach seiner menschenverachtenden Aussage vom Dienstag sei die Debatte auf der Facebook-Seite "Stoppt die Islamisierung Norwegens" hochgekocht, berichtete der Fernsehsender TV2 am Mittwoch. Viele hätten offen geschrieben, dass sie Breiviks Gedanken unterstützten, die Terrorakte vom 22. Juli 2011 aber nicht befürworteten. Die Seite "Stoppt die Islamisierung Norwegens" hat auf Facebook bereits rund 10 000 Anhänger.