Wegen des gewaltsamen Todes des fünfjährigen Julian aus dem niedersächsischen Delligsen (Landkreis Holzminden) muss sich seit Montag der 27 Jahre alte Ziehvater des Jungen vor dem Hildesheimer Landgericht verantworten. Die Anklage wirft dem arbeitslosen Maurer Mord vor. Er soll Julian nach dem Konsum von Amphetaminen in der Nacht zum 17. August über Stunden hinweg mit Schlägen schwer misshandelt und tödlich verletzt haben. Der Angeklagte hat die Taten gestanden. Vor Gericht wollte er sich nicht zu den Vorwürfen äußern.
Laut dem richterlichen Vernehmungsprotokoll macht der Angeklagte seinen Drogenkonsum für sein Handeln verantwortlich. Er konsumiert seit drei Jahren Speed und war niemals länger als zwölf Stunden ohne die Droge ausgekommen. Am Tattag sei er von dem Fünfjährigen provoziert worden, hieß es.
Die Mutter von Julian, die am ersten Verhandlungstag als Zeugin vor Gericht aussagte, beschrieb den Angeklagten als fürsorglichen Ziehvater. Dieser habe die Kinder zuvor nie geschlagen, sagte die 28 Jahre alte arbeitslose Frau. Sie räumte ein, mit der Erziehung ihrer drei Kinder im Alter zwischen einem und fünf Jahren teilweise überfordert gewesen zu sein. Deshalb sei sie froh gewesen, als der Mann Mitte Juni bei ihr eingezogen sei und sie seither unterstützt habe.
Angeklagter empfahl Alarmierung der Polizei
Das Drogenproblem des 27-Jährigen habe sie "zur Kenntnis genommen", sagte die Frau. Mehrmals habe sie sogar zusammen mit ihm Drogen konsumiert. Finanziert hätten sie das aus den Sozialhilfebezügen. Auch unter Drogeneinfluss sei der Angeklagte nie aggressive gewesen. Er selbst habe ihr geraten, die Polizei zu alarmieren, nachdem der Junge vermisst worden sei. Erst danach habe sie dann erfahren, was wirklich passiert gewesen sei, sagte sie unter Tränen.
Julian war an inneren Blutungen gestorben. Nach seinem Tod hatte der Ziehvater den Leichnam des Kindes in Müllsäcke verpackt und in einer Garage in der Nähe des Tatorts versteckt. Der Mann soll den Fünfjährigen bereits vor der Tat mehrfach aus nichtigem Anlass heftig geschlagen haben. Ihm wird vorgeworfen, aus niedrigen Beweggründen gehandelt zu haben.