In einem Brief wendet sich der Anwalt von Gina-Lisa Lohfink an Bundesjustizminister Heiko Maas. Darin bittet er den SPD-Politiker im Namen seiner Mandantin an der Hauptverhandlung, die am 27. Juni in Berlin stattfinden wird, teilzunehmen. "Hier können Sie sich, sehr geehrter Herr Bundesjustizminister, gern als Zuschauer in der Verhandlung ein Bild machen, wie in der Praxis mit Rechten von Opfern sexueller Gewalt umgegangen wird", schreibt Burkhard Benecken.
Schließlich arbeite Maas derzeit an einer Verschärfung der Sexualstrafrechts. Daher seien seine Mandantin und er der Auffassung, dass es für den Justizminister von Interesse wäre, zu sehen, was tatsächlich in den deutschen Gerichtssälen vor sich geht, so der Anwalt in dem Brief, der dem stern vorliegt.
"Das Verfahren gegen meine Mandantin ist ein beeindruckendes Beispiel dafür, dass in der Praxis des Strafverfahrens Ihr Gesetzesvorhaben regelrecht 'auf den Kopf gestellt' wird", heißt es weiter.
Gina-Lisa Lohfink und ihr Anwalt wollen Heiko Maas aufsuchen
Benecken bringt in dem Schreiben seine Unzufriedenheit mit der Arbeit der Staatsanwaltschaft Berlin zum Ausdruck. Sie habe "den Spieß" umgedreht und aus der Anzeige von Gina-Lisa Lohfink ein Verfahren gegen seine Mandantin gemacht.
Wenn Maas keine Zeit finde, zum Gerichtstermin zu erscheinen, würden er und seine Mandantin den Justizminister gerne in seinem Dienstsitz aufsuchen und ihm "auch anhand der strafrechtlichen Vorgänge einmal zeigen, wie derzeit in Deutschland – jedenfalls bei einigen Staatsanwaltschaften – mit den Rechten von sexuell genötigten Frauen umgegangen wird", schreibt Benecken.
Urteil sorgt für Empörung
2012 war ein Sexvideo aufgetaucht, in dem Lohfink mit zwei Männern Geschlechtsverkehr hat. Sie behauptet, die beiden hätten ihr K.o-Tropfen verabreicht und sie vergewaltigt. Sie erstattete Anzeige. Doch eine Richterin entschied, dass Lohfink sich einer Falschaussage schuldig gemacht hatte und die Männer freigesprochen. Die ehemalige "Germany's Next Topmodel"-Teilnehmerin wurde zu einer Geldstrafe von 24.000 Euro verurteilt. Lohfink hat dagegen Einspruch erhoben. Der Fall sorgte für große Empörung, weil auf dem Video deutlich zu hören ist, wie Lohfink mehrfach "Hör auf" sagt.