Geiseldrama am Hamburger Flughafen Ein Mann entführt seine vierjährige Tochter nach Hamburg. Hintergrund ist ein Streit mit seiner Ex-Frau

Polizei Hamburger Flughafen
Polizei und Rettungsdienst hatten sich mit einem Großaufgebot am Samstagabend vor dem Hamburger Flughafen in Stellung gebracht
© Jonas Walzberg / DPA
Mehr als 18 Stunden lang verhandelt die Polizei am Hamburger Flughafen mit einem Mann, der seine Tochter dort als Geisel hält. Es ist nicht das erste Mal, dass der Mann sein Kind entführt.

Samstagabend, zahlreiche Menschen warten auf ihre Flüge von Hamburg in alle Welt. Doch aufs Rollfeld schaffen es die meisten dann nicht mehr. Der Grund: Gegen 20 Uhr durchbricht ein 35-jähriger in einem Auto ein Tor und rauscht auf das Vorfeld des Hamburger Flughafens. Dort schießt er mehrmals in die Luft und wirft mit Brandsätzen. Die Polizei ist mit einem Großaufgebot im Einsatz, der Betrieb am Flughafen wird eingestellt. Über 200 Flüge sind bis Sonntagabend von dem Vorfall betroffen.

Unterdessen hält der Mann seine vierjährige Tochter als Geisel auf dem Gelände des Airports fest. Mehr als 18 Stunden lang verhandelt die Polizei mit dem 35-jährigen Vater auf Türkisch, bis Mann und Kind den Wagen widerstandslos verlassen. Die Beamten nehmen ihn fest und bringen die Vierjährige in Sicherheit.

Schon wenige Stunden, nachdem sich der Mann auf dem Gelände des Hamburger Flughafens verschanzt hat, mutmaßen die Einsatzkräfte über einen Sorgerechtsstreit mit der Mutter. Diese hatte sich bereits vor dem Vorfall wegen Kindesentzug an die Polizei gewandt. Nun kommt heraus: Hinter dem Geiseldrama steckt ein Familienstreit.

Flughafen-Drama ging ein Streit in Stade voraus

Als die Beamten zum Flughafen gerufen werden, ist das Drama schon längst in vollem Gange: Wie die Polizei berichtet, habe sich der Mann mit seiner Ex-Frau im niedersächsischen Stade über das Sorgerecht gestritten. Dort sei der 35-jährige in eine psychische Ausnahmesituation geraten. Bei dem Streit habe der Vater die Mutter des Kindes zur Seite gestoßen und sei anschließend mit der Tochter im Auto Richtung Hamburg geflüchtet. Wegen des Verdachts auf Kindesentziehung erstattete die Mutter Strafanzeige bei der örtlichen Polizei.

Unterdessen verschaffte sich der Mann Zugang in einen mehrfach gesicherten Bereich des Flughafens. Airport-Sprecher sprachen von brachialer Gewalt. Das Auto des Täters sei mit hoher Geschwindigkeit durch eine Sicherheitssperre gelenkt worden, teilte der Hamburger Flughafen wenige Stunden nach dem glimpflichen Ausgang der Geiselnahme mit. Der Fahrer habe dabei keine Rücksicht darauf genommen, ob er sich selbst, seine Tochter oder das Personal an der Sicherheitsschleuse verletzen oder gefährden könnte.

Nach 18 Stunden: Geiselnehmer am Hamburger Flughafen festgenommen
Geiselnehmer am Hamburger Flughafen festgenommen

Auf einem Vorfeld am Hamburger Flughafen verschanzte sich der Mann mit Kind und Wagen neben einer Maschine der Turkish Airlines. Nach stundenlangen Verhandlungen mit der Polizei stieg der Vater mit seiner Tochter auf dem Arm gegen kurz vor halb drei aus dem Wagen. Das Mädchen wurde Spezialeinsatzkräften übergeben. Nach Angaben der Polizei ist sie körperlich unversehrt. Kinderärzte sollten sich im Anschluss um die Vierjährige kümmern.

Die Mutter hatte das gesamte Geiseldrama am Airport im direkten Kontakt mit dem Deutschen Roten Kreuz (DRK) verfolgt.

Tatverdächtiger Polizei bereits bekannt

Es war wohl nicht das erste Mal, dass der Vater seine Tochter mitnahm: Bereits im März 2022 wurde gegen den Tatverdächtigen wegen des Verdachts der Entziehung Minderjähriger ermittelt. Nach Polizeiangaben war der 35-Jährige damals mit seiner Tochter unberechtigt in die Türkei gereist. Die Mutter konnte das Kind wieder zurückholen, der Mann wurde zu einer Geldstrafe verurteilt.

Was ihm nun droht, ist noch unklar. Am Flughafen brodelt derweil eine Debatte um die Sicherheit. Wenige Stunden nach dem unblutigen Ende der Geiselnahme ist der Flughafen am Montagmorgen wie geplant in den Normalbetrieb gestartet. Gegen 6.00 Uhr waren die ersten Maschinen in Richtung Lissabon und Frankfurt am Main abgehoben, wie aus dem im Internet veröffentlichten Flugplan hervorging. Im Anschluss sollten weitere Maschinen eng getaktet folgen.

cl

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