Nach mehr als 18 Stunden Geiselnahme am Hamburger Flughafen beendet – Flughafen nimmt Betrieb wieder auf

Ein Mann wird auf dem Flughafen Hamburg von der Polizei weggeführt
Ein Mann wird auf dem Flughafen Hamburg von der Polizei weggeführt. Ein bewaffneter Mann hatte auf dem Airport seine vierjährige Tochter in seiner Gewalt gehalten
© Jonas Walzberg / DPA
Die Geiselnahme auf Hamburgs Flughafen ist nach mehr als 18 Stunden beendet. Der Tatverdächtige wurde am Sonntag festgenommen, das Kind scheint unverletzt. Der Vater hatte zusammen mit seiner Tochter das Auto verlassen.

Glückliches Ende einer mehr als 18-stündigen Nervenschlacht am Hamburger Flughafen: Eine Geiselnahme ist am Sonntagnachmittag auf dem Rollfeld unblutig zu Ende gegangen. "Der Tatverdächtige hatte zusammen mit seiner Tochter das Auto verlassen", schrieb die Polizei auf X, früher Twitter. "Der Mann wurde widerstandslos von den Einsatzkräften festgenommen. Das Kind scheint unverletzt zu sein."

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"Der Mann hat mit seiner Tochter das Auto verlassen, ist auf Einsatzkräfte zugegangen, in dem Moment ist der Zugriff geglückt", sagte Polizeisprecherin Sandra Levgrün. Das Kind sei nun sicher.

Der Tatverdächtige sei in Obhut der Polizei, sagte Levgrün. "Es wird jetzt noch geguckt, ob er mögliche Sprengkörper noch irgendwie an sich trägt oder bei sich trägt oder ob sie noch im Auto vorhanden sind." Das sei noch nicht abgeschlossen. Zum Gesundheitszustand des Mannes sagte die Sprecherin: "Wir gehen im Moment davon aus, dass er unverletzt ist, aber er ist noch am Boden liegend in Obhut der Polizeikräfte."

Seit Samstagabend hatte der bewaffnete Geiselnehmer die Polizei in Atem gehalten. Der Mann durchbrach gegen 20 Uhr mit seinem Auto samt Tochter eine Absperrung am Tor zum Vorfeld des Airports. Er schoss auf dem Gelände in die Luft und warf Brandsätze aus dem Wagen. Mehr als 18 Stunden lang stand sein Auto danach neben einer Maschine der Turkish Airlines.

Schon früher Ermittlungen gegen den Geiselnehmer

Bei dem Mann handelt es sich um einen 35 Jahre alten türkischen Staatsbürger. Wie die Polizei am späten Sonntagnachmittag weiter mitteilte, war gegen ihn bereits im März 2022 in Stade wegen des Verdachts der Entziehung Minderjähriger ermittelt worden. Damals sei er unberechtigt mit seiner Tochter in die Türkei gereist. Das Kind habe im weiteren Verlauf jedoch von der Mutter wieder nach Deutschland geholt werden können. Zuvor hatte bereits die "Bild" über die früheren Ermittlungen berichtet.

Sorgerechtsstreit offenbar Grund für Geiselnahme in Hamburg

Der Geiselnahme in Hamburg war laut Polizei wohl ein Sorgerechtsstreit mit der Mutter vorausgegangen. Die Nacht hindurch und auch am Sonntag stand die Polizei in Verhandlungen mit dem Mann. Der Flugbetrieb ruhte.

Die Ehefrau des Geiselnehmers, die sich in Stade bei Hamburg aufgehalten haben soll, hatte sich nach Angaben eines Sprechers wegen möglicher Kindesentziehung bei der Landespolizei gemeldet. Die Frau hielt sich am Sonntag am Airport auf.

Am Hamburger Flughafen ist der Flugbetrieb wieder angelaufen. "Der Flughafen hat wieder geöffnet", sagte ein Airport-Sprecher am Sonntag der Deutschen Presse-Agentur. Laut der Website flightradar24.com landete als erstes Flugzeug eine Eurowings-Maschine aus Hannover.

Der Flughafen war wegen der Geiselnahme weiträumig gesperrt. Nach Angaben des Flughafens vom Sonntagvormittag waren seit dem eigentlichen Betriebsbeginn um 6 Uhr bis 11 Uhr bereits 126 Flüge gestrichen worden. Fünf Ankünfte seien zu anderen Flughäfen umgeleitet worden. Für den gesamten Tag seien eigentlich 286 Flüge – 139 Abflüge und 147 Ankünfte – mit rund 34.500 Passagieren geplant. Wie viele davon tatsächlich stattfinden können, ist laut Flughafen unklar. Bereits am Samstag waren 27 Flüge mit rund 3200 Passagieren betroffen.

Hamburgs Bürgermeister dankt der Polizei

Hamburgs Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD) hat sich nach dem glücklichen Ende der Geiselnahme am Flughafen erleichtert gezeigt. "Die Geiselnahme auf dem Hamburg Airport ist nach langen, dramatischen Stunden beendet", schrieb Tschentscher am Sonntag auf X. Er dankte der Polizei für ihren Einsatz und das besonnene Vorgehen, mit dem das vierjährige Mädchen befreit und der Täter festgenommen werden konnte. "Ich wünsche der Mutter, dem Kind und ihrer Familie viel Kraft, die schrecklichen Erlebnisse zu bewältigen."

Auch Hamburgs Zweite Bürgermeisterin Katharina Fegebank (Grüne) äußerte sich und hat von einer "großen Erleichterung" gesprochen. "Wir waren die letzten Stunden alle in unseren Gedanken bei dem kleinen Mädchen, ihrer Mutter und Familie, die Todesängste ausgestanden haben mussten", teilte sie auf X mit. Sie sprach der Polizei in Hamburg ein "riesengroßes Danke" aus.

Nach 18 Stunden: Geiselnehmer am Hamburger Flughafen festgenommen
Geiselnehmer am Hamburger Flughafen festgenommen

Landesinnensenator Andy Grote (SPD) erklärte, es sei dem "hochprofessionellen und umsichtigen Umgang" der Polizei zu verdanken, dass die Geiselnahme ohne Verletzte beendet werden konnte. Er sprach auf X von einem der "längsten und schwierigsten Einsätze der jüngeren Geschichte".

Hinweis: Dieser Artikel wird laufend aktualisiert.

DPA
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