Die griechische Polizei hat einen Mann festgenommen, der sich fälschlicherweise als Arzt ausgegeben haben soll. Der 47-Jährige soll es vor allem Patienten mit schweren, langfristigen Krankheiten abgesehen und diesen lebenswichtige Therapien ausgeredet haben. Im Gegenzug habe er sie mit Mitteln behandelt, deren Wirkung unbewiesen ist. Viele davon sollen Cannabis enthalten haben. Das berichten unter anderem CNN und die Nachrichtenagentur Associated Press unter Berufung auf die örtliche Polizei.
Mindestens 45 Menschen soll der Mann so getäuscht haben, heißt es in den Berichten. Drei seiner Opfer seien gestorben, im Alter von 14, 16 und 76 Jahren. Unter welchen Krankheiten die drei Todesopfern gelitten hatten, wird in dem Polizeibericht nicht erwähnt. Der Mann soll sich allerdings unter anderem als Neurologe und Neurochirurg sowie als Forscher auf dem Gebiet der Kinder-Onkologie ausgegeben haben. Den Patienten habe er Heilung versprochen und sie mit "unbekannten Substanzen" behandelt.
Dem "Guardian" zufolge berichten örtliche Medien von einer LinkedIn-Seite des Verdächtigen, auf der stehen soll, dass der Mann darauf spezialisiert sei, die "fundamentalen Mechanismen des Krebswachstums" zu verstehen. Der Mann soll sich auch als Arzt vom Roten Kreuz sowie Angehöriger vom Vatikan ausgegeben haben. Über die Kirche habe er mehrere seiner Opfer kennengelernt, einige über Verwandte, die Trost bei Klöstern gesucht hätten.
Hohe Rechnungen für die "Therapien"
Die Polizei habe mehr als ein Jahr lang in dem Fall ermittelt und wirft dem angeblichen Hochstapler unter anderem Totschlag, Betrug, Fälschung und Drogenhandel vor. Die drei Todesfälle sollen direkt darauf zurückzuführen sein, dass der Mann den Personen lebenswichtige Therapien ausgeredet habe. Von diesen drei Patienten soll er fast 60.000 Euro für seine zweifelhaften Dienste erhalten haben. In einem anderen Fall habe er 15.000 Euro von einem Kranken genommen.
Den Ermittlern zufolge hat der Mann womöglich drei Komplizen, die allerdings zunächst nicht festgenommen worden seien. Auch inwieweit Kliniken bei den Verbrechen geholfen haben, solle noch geklärt werden.

CNN zitiert den Chef des griechischen Ärzteverbandes: "Dieses abscheuliche Verbrechen eines rücksichtslosen Schwindlers, der die Schmerzen der Patienten ausnutzte und Menschenleben gefährdete, sogar von Minderjährigen, ist ungeheuerlich", sagte Giorgos Patoulis. Er rief dazu auf, ärztliche Qualifikationen noch gründlicher zu prüfen und kritisierte, dass einige "ausländische Universitäten" an dieser Front nicht kooperieren würden.
Ins Rollen gekommen sind die Ermittlungen laut dem "Guardian", weil sich ein Angehöriger mit seinen Vermutungen an die Polizei gewandt habe. Zudem habe ein Arzt Alarm geschlagen, nachdem der Verdächtige sich geweigert hätte, sich vor einer Operation seine Hände zu desinfizieren.
Die Polizei habe schließlich die Kinder des Mannes identifiziert und sei dem Schulbus bis zu einer luxuriösen Villa in einem Vorort von Athen gefolgt. Der Festgenommene soll dem "Guardian"-Bericht zufolge zur Polizei gesagt haben: "Ich habe auf Sie gewartet."
Quellen:CNN / "Guardian" / "Seattle Times"