Mit einer umstrittenen Stellungnahme zu den jüngsten Vergewaltigungsfällen in Indien hat der Chef der regierenden Partei im nordindischen Bundesstaat Uttar Pradesh für heftige Reaktionen gesorgt. Im Wahlkampf für die derzeit laufenden indischen Parlamentswahlen hatte Mulayam Singh Yadav am Donnerstag die deutliche Verschärfung des Strafrechts bei Vergewaltigungen kritisiert und von mehrfachen Vergewaltigern als "Jungs" gesprochen, die "Fehler machen".
Als Beispiel für die nach seiner Ansicht zu harten Strafen nannte Yadav die Entscheidung eines Gerichts vom vergangenen Freitag, erstmals wegen mehrfacher Vergewaltigung die Todesstrafe zu verhängen. "Drei arme Kerle wurden zum Tode verurteilt. Sie sind Jungs, sie machen Fehler", sagte der 74-Jährige.
Die Mutter einer im Dezember 2012 nach einer brutalen Gruppenvergewaltigung gestorbenen Studentin nannte Yadav daraufhin am Freitag einen "widerlichen und schamlosen" Politiker. Yadav habe keinen Sinn für die Qualen, die vergewaltigte Frauen durchlebten, sagte sie. "Jeden Tag werden Frauen vergewaltigt, und das sind alles Fehler?"
Opfer mit ihren Peinigern hinrichten
Empörte Kommentare erntete Yadav auch in den sozialen Netzwerken. Der Chef eines Sozialforschungszentrums in Neu Delhi rief die Wahlkommission auf, gegen ihn wegen "Ermunterung zum Missbrauch" vorzugehen. Der Ärger war umso größer, als erst vor Kurzem der Chef von Yadavs Samajwadi Partei im Bundesstaat Maharashtra gefordert hatte, Vergewaltigungsopfer gemeinsam mit ihren Peinigern hinzurichten, da sie außerehelichen Sex hatten.
Die Partei regiert zwar nur in Uttar Pradesh, da dies aber der bevölkerungsreichste Bundesstaat Indiens ist, könnte ihr bei Koalitionsverhandlungen nach dem Ende der Wahlen am 12. Mai die Rolle des Königsmachers zufallen.