Der geständige Mörder der achtjährigen Levke aus Cuxhaven-Altenwalde hat eigenen Angaben zufolge auch den gleichaltrigen Felix aus Neu Ebersdorf umgebracht. Das habe er seinem Rechtsanwalt gesagt, teilten Polizei und Staatsanwaltschaft am Samstag in Cuxhaven mit. Bei der am Vortag bei Schiffdorf-Bramel im Kreis Cuxhaven im Fluss Geeste gefundenen Leiche handele es sich um den seit Ende Oktober vermissten Jungen. Die Polizei hält es für möglich, dass der 31 Jahre alte Täter weitere Verbrechen an Kindern begangen hat. Erstmals nannte sie deshalb öffentlich den Namen des Inhaftierten: Marc Hoffmann. Und sie bat die Bevölkerung bundesweit um Hinweise in ungeklärten Vermissten- und Mordfällen der vergangenen Jahre.
"Die rechtsmedizinischen Untersuchungen führten zu der Gewissheit: Es ist der vermisste achtjährige Felix", sagte die Leiterin der Sonderkommission, Petra Guderian. Ein DNA-Gutachten gebe es noch nicht. "Nach menschlichem Ermessen sind wir aber der Überzeugung, dass es sich bei der vorgefundenen Leiche um Felix handelt." Todesursache sei mit hoher Wahrscheinlichkeit Ersticken.
"Es hat den Anschein, dass wir es in beiden Fällen mit dem selben Täter zu tun haben", sagte Guderian. Oberstaatsanwalt Burkhard Vonnahme berichtete, dass die Verteidiger des inhaftierten mutmaßlichen Mörders von Levke und die Staatsanwaltschaft am Freitag einen Gesprächstermin hatten. Kurz davor habe einer der Anwälte seinen Mandanten noch in der Justizvollzugsanstalt gesprochen. "Er hat dann erklärt, sein Mandant würde gegenüber der Staatsanwaltschaft Stade einräumen, Felix getötet zu haben." Dies sei ein "Knaller" gewesen. Der Inhaftierte habe auch den Ort genannt, an dem er die Leiche von einer Brücke aus in der Geeste "versenkt" habe.
Verdächtiger teilt sich nur über seine Anwälte mit
Der Mann ist 31 Jahre alt. Er hat selbst zwei Töchter im Alter von zwei und zehn Jahren. Der arbeitslose Installateur lebte zuletzt in Bremerhaven. Die Staatsanwaltschaft hat ihn laut Vonnahme auch nach weiteren Vermisstenfällen befragt. Er habe jedoch über seine Anwälte erklärt, von seiner Seite gebe es im Moment nicht mehr zu sagen. "Das heißt, wir haben uns damit begnügen müssen, dass er uns gegenüber über seinen Verteidiger eingeräumt hat: Ja, ich habe Felix getötet."
"Neue Dimension" für die Ermittlungsarbeit
Die Polizei kündigte an, dass sie jetzt die Vergangenheit des mutmaßlichen Doppelmörders genau dahingehend untersuchen will, ob er für weitere Verbrechen an Kindern in Frage kommt. Sie wolle "ein in die Vergangenheit gerichtetes Bewegungsbild" erstellen, sagte der Leiter der Sonderkommission Levke, Karsten Bettels. Nach den bisherigen Erkenntnissen seien die Taten des Mannes ausschließlich auf Mädchen bezogen gewesen. Nach dem Geständnis im Fall Felix bekomme die Ermittlungsarbeit "eine neue Dimension", meinte Bettels. "Wir werden jetzt auch die Fälle von verschwundenen und getöteten Jungen einbeziehen." Es gebe sehr gute Kontakte zu verschiedenen Sonderkommissionen in Deutschland.
Felix war am Nachmittag des 30. Oktober nach dem Spielen mit einem Freund im Nachbarort Hipstedt nicht nach Hause gekommen. Mehrere große Suchaktionen der Polizei in der waldreichen Gegend blieben erfolglos. Anfang November durchkämmten bei einer der größten Aktionen dieser Art in der Geschichte der Bundesrepublik mehr als 7000 Jäger, Feuerwehrleute und andere Freiwillige die Region. Eine Woche vor Weihnachten verteilte die Polizei bundesweit 40 000 Plakate und bat mögliche Zeugen um Hilfe. Für Hinweise auf den Verbleib des Jungen war eine Belohnung von 5000 Euro ausgesetzt.
Nach dem Hinweis des mutmaßlichen Mörders hatten Polizeitaucher am Freitag die Leiche von Felix in der Geeste geborgen. Sie war nach Angaben der Polizei in Bettlaken und Müllsäcke eingewickelt. Das Bündel war mit Steinen beschwert und lag auf dem Grund des drei bis vier Meter tiefen Flusses. Die tote Levke war am 23. August von einem Pilzsammler in einem Wald bei Olpe in Nordrhein-Westfalen entdeckt worden. Am 8. Dezember nahm die Polizei den mutmaßlichen Mörder fest. Er legte ein Geständnis ab.