"Manchester by the Sea" Paar soll Sohn ermordet haben - nach dem Drehbuch zu einem Film

Eine Szene aus "Manchester by the Sea". Der Film soll ein Paar zum Mord ihres Sohnes inspiriert haben.
Eine Szene aus "Manchester by the Sea". Der Film soll ein Paar zum Mord ihres Sohnes inspiriert haben.
© Picture Alliance/AP Photo
Am 1. März starb der 16-jährige Jeffrey. Nur zwei Stunden nachdem seine Adoptiveltern sich den Film "Manchester by the Sea" im Kino angesehen hatten. Lieferte das Drama das Drehbuch für einen echten Mord? 

Es ist ein Abend unter Männern. Lee und seine Freunde spielen Pool, trinken, rauchen und koksen - bis Lees Frau die Bande aus dem Haus schmeißt. Doch Lee will den Abend noch nicht beenden. Er heizt den Kamin an und geht Bier kaufen. Als er zurückkommt steht sein Haus in Flammen. Seine Frau kann gerettet werden, doch seine drei Kinder kommen in dem Feuer um. 

Es ist schwerer Stoff, den der Regisseur Kenneth Lonergan da auf die Leinwand gebracht hat. "Manchester by the Sea" heißt das Familiendrama, das am 26. Februar mit zwei Oscars ausgezeichnet wird: für das beste Originaldrehbuch und den besten Hauptdarsteller.

Zwei Tage nach der Verleihung sehen sich Ernest and Heather F. den Film im Kino an. Wenige Stunden später brennt in dem kleinen Städtchen Guilford auch ihr Haus.

Zwei Stunden nach dem Film, war Jeffrey tot

Um 1.15 Uhr des 1. März wird die Feuerwehr alarmiert. In den Trümmern des abgebrannten Hauses wird später eine Leiche gefunden. Es ist der behinderte Adoptivsohn von Ernest and Heather F. Genauso wie die drei Kinder der Filmfigur Lee soll auch er in den Flammen umgekommen sein. Ein Zufall? Die Staatsanwaltschaft des US-Bundesstaats New York glaubt nicht daran. Sie wirft dem Ehepaar vor, den 16-jährigen Jeffrey ermordet und das Feuer später gelegt zu haben, um ihre Tat zu vertuschen. Die Handlung von "Manchester by the Sea" soll sie dazu inspiriert haben. In dem Film muss Lee sich nicht für den Tod seiner drei Kinder verantworten, weil das Feuer in seinem Haus durch einen Unfall ausbricht. Genau auf diese Auslegung soll auch das Ehepaar aus Guilford Frau spekuliert haben.

"Zwei Stunden nachdem die Angeklagte und ihr Mann sich den Film angeschaut haben, war Jeffrey tot", argumentierte der Staatsanwalt Joseph McBride am vergangenen Freitag vor Gericht. "Sie verließ das Haus aus unerklärlichen Gründen, streifte durch die Gegend von Chenango und Delaware County und kehrte erst zurück, nachdem das Haus komplett abgebrannt war", zitiert ihn die US-Zeitung "Newsweek".

Überfordert und schwanger

Die Autopsie habe gezeigt, dass der Junge bereits tot war, als das Feuer ausbrach. Weil der Körper des 16-Jährigen durch das Feuer stark beschädigt wurde, seien die Ärzte zwar nicht in der Lage, die genaue Todesursache zu ermitteln. Aber in seinen Lungen sei kein Rauch gewesen, führte McBride während der Anhörung aus. Dies bedeutet, dass Jeffrey zum Zeitpunkt des Brandes nicht mehr geatmet hat. 

Die Staatsanwaltschaft vermutet, dass Heather F. und ihr Mann ihren Adoptivsohn loswerden wollten, weil sie mit seiner Pflege überfordert waren. In sozialen Netzwerken soll sich die 33-Jährige darüber beschwert haben, berichtet der Sender NBC New York. Außerdem ist die Angeklagte im Moment selbst schwanger. Dies bestärkt den Verdacht, dass Jeffrey, den das Paar 2012 adoptiert hatte, für Ernest and Heather F. schlicht überflüssig wurde. 

Die beiden sind nun wegen Mordes, Brandstiftung und Manipulation von Beweisen angeklagt. Ihnen drohen bis zu 25 Jahre Haft.

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Wie eine Zecke hing er an ihrem Leben
ivi

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