Prozessbeginn Bekannter Kinderpsychiater soll Kindern unnötig Psychopharmakon verabreicht haben

Michael Winterhoff im Jahr 2009
Michael Winterhoff im Jahr 2009
© Karlheinz Schindler / DPA / Picture Alliance
Laut Anklage soll Kinderpsychiater Michael Winterhoff Nebenwirkungen in Kauf genommen haben – in Dutzenden Fällen. Der Bonner Mediziner bestreitet die Vorwürfe.

Vor dem Bonner Landgericht hat der Prozess gegen den Kinderpsychiater und Sachbuchautor Michael Winterhoff begonnen. Er ist wegen gefährlicher Körperverletzung durch Beibringung von Gift in 36 Fällen angeklagt. Der 70-Jährige weist die Vorwürfe zurück.

Laut Anklage soll er Kindern und Jugendlichen das Antipsychotikum Pipamperon zur Dauerbehandlung verordnet haben, obwohl dafür "keine Indikation im Rahmen der Zulassung des Medikaments bestanden" habe. Bei vielen Patienten sollen Nebenwirkungen wie Müdigkeit, Bewegungssteifheit und erhebliche Gewichtszunahmen aufgetreten sein. 

Michael Winterhoff bestreitet die Vorwürfe

Winterhoffs Medienanwälte teilten mit, ihr Mandant habe das Medikament nicht standardmäßig verschrieben, sondern nur nach entsprechender medizinischer Indikation. "Unser Mandant hat auch keine Nebenwirkungen, insbesondere Sedierungen, bewusst in Kauf genommen. Er hat die Dosierung stets mit dem Ziel gewählt, Nebenwirkungen zu vermeiden." Es sei in keinem Fall nachweisbar, dass die Verordnung des Medikaments zu einem Schaden geführt habe. 

Das Bonner Landgericht hat für den Prozess mit zahlreichen Zeugen und Sachverständigen rund 40 Verhandlungstage bis Ende Juli angesetzt. Bis zum rechtskräftigen Abschluss des Verfahrens gilt für den Angeklagten die Unschuldsvermutung.

DPA
wue

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