Zwei Tage nach dem Ausbruch eines Sexualstraftäters ist mit Nachbesserungen an den Fenstern der Klinik im niedersächsischen Bad Zwischenahn begonnen worden. "Die Handwerker sind schon da", sagte der Chefarzt der Karl-Jaspers-Klinik für Forensische Psychiatrie, Joachim Dedden, bei einer gemeinsamen Pressekonferenz mit der Polizei.
Die Verantwortlichen seien von der vorübergehenden Flucht von Thomas H. doppelt überrascht gewesen - "von der Möglichkeit und dass er es war", sagte der Arzt. Bei dem Mann sei eigentlich keine besondere Fluchtgefahr gesehen worden. Der Sexualstraftäter hatte am Samstag die Gitterstäbe eines Fensters aufgebogen und war durch den gut 20 Zentimeter breiten Spalt entkommen. Dem schlanken Mann war es nach Polizeiangaben gelungen, die Gitterstäbe mit Hilfe einer Schnur und eines Besenstiels so weit aufzubiegen, dass er hindurchschlüpfen konnte.
Zeugin bringt Polizei auf die richtige Spur
Seit Samstagmorgen lief einen Großfahndung nach dem als gewalttätig geltenden Mann. Am Sonntagabend wurde er dann in Oldenburg gefasst. Der schnelle Fahndungserfolg ist vor allem einer aufmerksamen Zeugin zu verdanken. Sie habe den Beamten den entscheidenden Tipp gegeben, nachdem sie einen Radfahrer gesehen hatte, der dem Gesuchten ähnelte. Sie hatte ihn aufgrund des veröffentlichten Fahndungsfotos erkannt. Die Einsatzkräfte seien der Frau "für ihre Zivilcourage sehr dankbar". "Nach jetzigem Stand sieht es so aus, als dass es glücklicherweise nicht zu einer Sexualstraftat oder ähnlichem durch ihn gekommen ist", sagte der Polizeisprecher.
Der Mann war im Januar 2010 wegen einer Vergewaltigung verurteilt worden. Bereits 2004 hatte er wegen versuchter Vergewaltigung, Geiselnahme und gefährlicher Körperverletzung eine Freiheitsstrafe von sechseinhalb Jahren bekommen. Thomas H. war nach Angaben von Chefarzt Dedden der erste, dem die Flucht gelang. Seit acht Jahren werden in der Klinik Sexualstraftäter untergebracht.