Wegen sexuellen Missbrauchs von Kindern in 142 Fällen muss sich ein 47-Jähriger vor dem Landgericht Gießen verantworten. Der Frührentner aus dem hessischen Rabenau soll sich über einen Zeitraum von mehr als 15 Jahren an 24 Mädchen und Jungen im Alter von zwei bis zwölf Jahren aus Mittelhessen vergangen haben, an den meisten von ihnen mehrmals und über Jahre hinweg. "Das ist ein Fall von bislang nicht bekanntem Ausmaß in der Region", sagte Staatsanwältin Christina Kreis nach der fast 45-minütigen Verlesung ihrer Anklageschrift. In 31 dieser Fälle wirft die Staatsanwältin dem früheren Post-Fahrer schweren sexuellen Missbrauch vor.
Den größten Teil seiner Taten an den Kindern von Freunden und Bekannten - nämlich 74 - filmte der ledige Mann nach Angaben der Staatsanwaltschaft und machte sieben Filme daraus. Insgesamt acht kinderpornografische Filme fanden Ermittler in seiner Wohnung in der mittelhessischen 5500-Einwohner-Gemeinde Rabenau. Dem unscheinbar wirkenden Mann mit Schnauzbart und Glatze von gedrungener Statur wird daher auch der strafbare Besitz kinderpornografischen Materials zur Last gelegt.
Der Angeklagte, der oft auf die Kinder aufgepasst und mit ihnen Zeit verbracht haben soll, soll die Taten zwischen 1991 und November 2007 in seiner Wohnung, in seinem Wohnwagen und -mobil sowie in den Wohnungen der Kinder und öffentlichen Schwimmbädern begangen haben. Der Mann sitzt seit November 2007 in Untersuchungshaft. Für die etwa eineinhalbstündige Aussage des 47-Jährigen vor Gericht wurde die Öffentlichkeit ausgeschlossen. Sein Verteidiger hatte zuvor vor der Presse gesagt, dass sein Mandant die Taten außerordentlich bedauere und sich zu allen Tatvorwürfen geständig einlassen werde. Der Prozess wird am 30. Juni fortgesetzt.