Blinker nicht gesetzt Warum musste Sandra Bland sterben?

Der Fall der in einem US-Gefängnis gestorbenen Sandra Bland empört Amerika: Im ganzen Land regen sich Proteste gegen die willkürliche Polizeigewalt gegen Schwarze. Blands Familie erhebt schwere Vorwürfe. 

Nach dem Tod der Afroamerikanerin Sandra Bland in einer US-Gefängniszelle hat die Familie der Verstorbenen den für die Festnahme verantwortlichen weißen Polizisten ins Visier genommen. Sie habe das Gefühl, der Beamte habe auf Bland "herumgehackt", sagte die Schwester der Verstorbenen, Sharon Cooper, vor Journalisten. Er sei wütend geworden, weil "sein Ego" verletzt worden sei. Es habe sich um eine triviale Angelegenheit gehandelt.

Die Familie hat deshalb kein Vertrauen in die Angaben der texanischen Behörden. Sie fordert eine neue, unabhängige Obduktion und richtet sich mit einer Petition an das Justizministerium: Die Ermittlungen sollen dem betroffenen Polizeirevier im texanischen Waller County entzogen werden.

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Der Fall sorgt für neuen Zündstoff in der Debatte um Polizeigewalt gegen Schwarze in den USA - nach den medial vielbeachteten Fällen von Freddie Gray in Baltimore, Eric Garner in New York City oder Michael Brown in Ferguson. Überall im Land gehen die Menschen auf die Straße und skandieren Parolen wie "Arrest the police!", via Twitter wird unter Hashtags wie #SandySpeaks oder #BlackLivesMatter die Aufklärung des mysteriösen Falls der Sandra Bland gefordert.

"Ich zünde dich an", drohte der Polizist

Bland war bei einer Verkehrskontrolle in Texas wegen versäumten Blinkens gestoppt worden. Auf dem Video zur Festnahme ist zu sehen, wie der 30-jährige Polizist sie zum Verlassen ihres Fahrzeuges auffordert. Dann kommt es zu einer Auseinandersetzung. Der Polizist zieht offenbar eine Art Elektroschockpistole und droht mit den Worten "Ich zünde dich an", nachdem sich die 28-Jährige weigerte, ihr Auto zu verlassen. Dann zerrt er sie aus dem Auto. Dem Beamten zufolge griff Bland ihn an. Festgenommen wurde Bland letztlich wegen Angriffs auf einen Staatsbediensteten.

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Drei Tage nach ihrer Festnahme wurde die junge Frau tot in ihrer Gefängniszelle gefunden. Die Familie widersprach ersten Annahmen, Bland habe sich in der Zelle erhängt. Der Anwalt der Familie wies zudem Behauptungen zurück, Bland habe in der Vergangenheit Depressionen gehabt. Jeder habe "Höhen und Tiefen", aber Bland habe niemals eine entsprechende Diagnose erhalten und auch keine verschreibungspflichtigen Medikamente bekommen. 

Im März hatte Bland ein Video auf Facebook gepostet, in dem sie erklärte, sie habe eine kleine Depression und leide unter einer posttraumatischen Belastungsstörung. Freunde versichern allerdings, sie habe damals nur einen schlechten Tag gehabt.

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Die Polizei hatte nach Blands Tod die Aufnahmen einer Überwachungskamera veröffentlicht, die nach Polizeiangaben zeigen sollen, dass niemand Blands Zelle betreten oder verlassen hat, bevor ihre Leiche entdeckt wurde. Der Gouverneur von Texas, Greg Abbott, erklärte, die Familie verdiene Antworten.

Bland soll am Samstag in Chicago beigesetzt werden.

tim/AFP

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