Mutmaßlicher Kindermörder Silvio S. will sein Schweigen brechen - unter einer Bedingung

Überraschende Wende im Prozess um die getöteten Jungen Mohamed und Elias: Der Angeklagte Silvio S., der bisher beharrlich geschwiegen hat, möchte nun möglicherweise doch aussagen.

Im Prozess gegen den mutmaßlichen Kindermörder Silvio S. könnte es eine wichtige Wende geben. Zu Beginn der heutigen Verhandlung erklärte der Vorsitzende Richter Theodor Horstkötter, dass der Angeklagte nun möglicherweise doch aussagen will. Zwar hat Silvio S. in der Haft bereits gestanden, die Kinder Mohamed (4) und Elias (6) im Juli und Oktober 2015 umgebracht zu haben. Vor Gericht aber schwieg der Wachmann aus dem brandenburgischen Niedergörsdorf bisher beharrlich - trotz eindringlicher Bitten des Gerichts, sich zu den Taten zu äußern. 

Nun hat Silvio S. über seine Anwälte übermitteln lassen: Er sei bereit, zumindest im Mordfall Elias Aussagen zu machen, wenn er Einsicht erhalte in weitere Fotodokumente, die bisher nicht Teil der Ermittlungsakten waren. Gemeint sind Aufnahmen, die der Gerichtsmediziner Michael Tsokos bei der Obduktion der Leiche von Elias gemacht hat. Warum der Angeklagte seine Aussagebereitschaft an diese Bedingung knüpft, ist bisher unklar. Seine Anwälte wollten dazu vor Gericht keine weitere Begründung abgeben.

Silvio S. hatte Beileidskarte geschickt

Ein Prozessteilnehmer vermutet, es könne sich um eine "postmortale, romantisch eingefärbte Beziehung" handeln, die der Täter zu seinem Opfer Elias aufgebaut habe. Für diese These spricht ein weiteres Indiz: Nachdem er Elias umgebracht hatte, schickte Silvio S. eine Beileidskarte an die Familie des Opfers, benutzte dabei zur Tarnung den Namen eines Bestattungsinstituts als Absender. Die Karte erreichte die Familie nicht, weil Silvio S. eine falsche Adresse auf den Umschlag geschrieben hatte.

Bereits zum Auftakt des Verfahrens in der vergangenen Woche hatte der Richter an das Gewissen des Angeklagten appelliert. Die Eltern der getöteten Kinder hätten einen Anspruch darauf, zu erfahren, was passiert ist. "Es gibt nur einen, der das weiß." 

Weitere Zeugen wurden bereits befragt

Erstmals nehmen heute am Prozess auch die Gutachter Michael Tsokos (Gerichtsmediziner) und Matthias Lammel (Forensischer Psychiater) teil. Das Gericht befragt am heutigen Tag bereits eine ganze Reihe weiterer Zeugen, darunter Nachbarn aus der Kleingartenanlage, in der Silvio S. die Leiche des Elias vergraben hatte, die Vorgesetzten der Wachschutzfirma, in der er angestellt war, und ein Freund - wohl der einzige, den der Angeklagte in seinem je Leben hatte.

Die Morde an Mohamed und Elias gehören zu den erschütterndsten Verbrechen der letzen Jahren und sorgten bundesweit für Aufsehen. Dem Angeklagten wird vorgeworfen, im vergangenen Jahr beide Jungen nacheinander entführt und umgebracht zu haben. Der kleine Mohamed wurde laut Anklage von ihm missbraucht. Bei Elias soll er es versucht haben.

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