Im Prozess um den siebenfachen Mord in Sittensen in Niedersachsen muss weiter auf die Plädoyers gewartet werden. Das Landgericht Stade folgte am Donnerstag neuen Beweisanträgen der Anwälte. Das mit Spannung erwartete Schlussplädoyer der Staatsanwaltschaft ist jetzt für den 11. Dezember geplant. Die Anwälte wollen mit ihren neuen Anträgen die Glaubwürdigkeit eines Zeuges klären und ferner untersuchen lassen, ob es verwechselte DNA-Spuren gab.
In der Mordnacht im Februar 2007 starben im chinesischen Restaurant "Lin Yue" in Sittensen das Inhaber-Ehepaar und fünf Angestellte. Fünf Vietnamesen müssen sich dafür vor Gericht verantworten. Drei von ihnen sind wegen Mordes angeklagt. Die beiden anderen wegen schweren Raubes oder Anstiftung zum schweren Raub. "Wir werden ihren Anträgen im wesentlichen nachgehen", sagte der Vorsitzende Richter Hans-Georg Kaemena nach längerer Beratungspause. Lediglich einen der vier Beweisanträge wies die Kammer zurück.
Verteidiger Christian Rosse hatte zu Beginn des 87. Verhandlungstages die erneute Ladung einer Gutachterin gefordert. Bei einer DNA-Untersuchung soll eine Probe verwechselt worden sein. Ferner verlangte Rosse zudem die nochmalige Vernehmung eines Zeugen - ein Mithäftling des Hauptangeklagten. Seine Glaubwürdigkeit müsse überprüft werden. Der Mann habe sich in Fernsehen, Zeitungen und den Unterlagen seines Mandanten über den Fall informiert. Die Beweisaufnahme wird am 3. Dezember mit drei Zeugenvernehmungen fortgesetzt.
In der Beweisaufnahme seien die Vorwürfe der Anklage im Wesentlichen bestätigt worden, sagte der Sprecher der Staatsanwaltschaft, Burkhard Vonnahme. Es gebe objektive Spuren. An der Tatbeteiligung der fünf Angeklagten gebe es nach deren Aussagen keine Zweifel. Drei Verdächtige seien in das Restaurant gegangen. Die beiden anderen seien der Fahrer beziehungsweise der Tippgeber gewesen. Vonnahme hält es für möglich, dass die drei wegen Mordes angeklagten Vietnamesen auch wegen gemeinschaftlichen Mordes verurteilt werden könnten, selbst wenn nicht geklärt werden kann, wer von ihnen geschossen hat.
Das Blutbad von Sittensen hatte bundesweit Entsetzen ausgelöst. Ein Mann, der kurz nach Mitternacht am 5. Februar 2007 seine Frau im "Lin Yue" abholen wollte, machte die grausige Entdeckung. Er fand die sechs Leichen. Das siebte Opfer starb wenig später im Krankenhaus. Bei dem Überfall erbeuteten die Männer einige tausend Euro, Laptops und Handys.