Crime Story Der Professor und die Dienerin

str_crime-white Von Glenna Whitley
Er hat eine Entscheidung getroffen. Der Ort, der Zeitpunkt, die Frau, alles stimmt. Sie ist die Richtige
Bill Cathey und Wendy McKee
© Getty/Pexels | Collage: Markus Balthes

Der Fahrer der cremefarbenen Limousine fährt schon seit Stunden herum, als er endlich findet, was er die ganze Zeit gesucht hat. Er hält am Seitenstreifen des Central Expressway, und die Anhalterin klettert auf den bequemen Beifahrersitz.

Die junge Frau, groß, ungepflegtes, schulterlanges braunes Haar, will nach East Dallas, um sich Drogen zu besorgen. Es ist kurz nach zwei Uhr in einer kühlen Mainacht.

Er bietet ihr an, etwas Metamphetamin mit ihr zu teilen, aber sie will Kokain. Sie führt ihn zu einem Wohnhaus an der Ecke Fitzhugh Avenue und Live Oak Street.

Sie geht alleine hinein und kauft sich zehn mit Kokain gefüllte Gelatinekapseln. Als sie wieder rauskommt, ist die Limousine immer noch da.

Der Fahrer ist einverstanden, sie zu einer Bowlingbahn am Northwest Highway zu bringen, wo sie angeblich eine Freundin treffen will. Die Anhalterin mustert ihren neuen Bekannten: um die 50, lockiges Haar, Brille, irgendwie ganz nett. Er stellt sich als Bill vor.

Sie sagt, ihr Name sei Wendy. Sie ist 22 und keine klassische Schönheit. Durch die breiten Schultern und ihre Körpersprache wirkt sie eher hart und maskulin. Aber Wendys Lächeln ist ansteckend, ihre braunen Augen sind lebendig und neugierig. 

Auf der Bowlingbahn sucht Wendy ihre Freundin. Vergebens. Auf dem Klo setzt sie sich einen Schuss Kokain. Dann geht sie wieder nach draußen. Seltsam. Die Limousine ist immer noch da. Bill schlägt vor, eine Runde Bowling zu spielen, aber Wendy lehnt ab. Sie bittet ihn, sie wieder zu dem Apartment in East Dallas zu bringen.

Nach dem zweiten Kauf steigt sie wieder in das Auto und fragt Bill, ob er sie zum Haus ihres Freundes bringen könnte. Bill hält ihr plötzlich eine Waffe an den Kopf und ruft: „Polizei Dallas. Du bist verhaftet.“

Dieser Artikel erschien erstmals 1993 im „D Magazine". Übersetzt aus dem Amerikanischen von Karin Rausch