Crime Story Die Feuerfrau

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  • von Julia Kopatzki
Brand in der Zimmerei Eggstein
Eine Zimmerei in Luzern steht in Flammen. Eine Frau wird sich bald zu der Brandstiftung bekennen
© Joseph Khakshouri | Theo Honermann/Feuerwehr Luzern (Montage: stern Crime)
Alle hatten geglaubt, nur ein Mann könnte so etwas tun. Aber Caroline H. ist kein Mann

Die Frau ist in die Stadt gefahren, um ihr Kleid abzuholen, für die Hochzeit der Schwester. In einem Monat will auch sie heiraten.

Auf dem obersten Parkdeck stellt sich ihr jemand in den Weg. Ein Stich in den Rücken öffnet die Hauptschlagader. Die Frau fällt zu Boden. Es dauert nur Minuten, bis man sie findet und einen Arzt ruft, aber der kann nur noch den Tod feststellen. Eineinhalb Stockwerke tiefer liegt ihre Handtasche, das Portemonnaie fehlt.

Der Tod der 29-Jährigen im Parkhaus Urania in Zürich entsetzt im Juni 1991 die Schweiz. Es gibt keine Tatwaffe, keine Fingerabdrücke, keinerlei Spuren. Ein Zeuge will zwei junge Männer gesehen haben, die wegrannten, „Südländer“. Die rechte Schweizerische Volkspartei hängt Plakate auf: „Das haben wir den Linken und den ‚Netten‘ zu verdanken“, dazu die Zeichnung einer Frau, die sich vor einem Schatten, der ein Messer reckt, ängstigt. Die Parkhäuser bekommen Frauenparkplätze.

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Ein kleiner Ort in der Innerschweiz. Sie will telefonieren, doch der Apparat in der Telefonzelle funktioniert nicht. Das macht sie wütend. Sie sieht das Streichholzbriefchen, das jemand liegen lassen hat, und die dicken Telefonbücher. Sie entzündet eine Flamme und wirft sie auf das Papier. Binnen zwei Tagen im März 1991 brennen die Bücher in acht Telefonzellen.

Erschienen in stern Crime 47/2023