Andrew Kinsman ist dann einfach weg. Verschwindet am Montag, den 26. Juni 2017, in der Nähe des Gay Village, Torontos Schwulenviertel. Es ist der Tag nach der Pride Parade. Freunde sehen ihn zuletzt um 14 Uhr, in der Nähe seines Apartments. Etwa zur gleichen Zeit schickt er einer Freundin eine SMS. Dann: nichts mehr. Kinsman, 49 Jahre alt, ein zuverlässiger, von Klienten und Kollegen geschätzter Mitarbeiter des „Toronto HIV/AIDS Legal Network“, kommt nicht mehr zu den Verabredungen mit Klienten. Nicht zu den Treffen mit Mitarbeitern. Er geht nicht mehr ans Telefon, beantwortet keine SMS.
Zwei Tage nach Kinsmans Verschwinden verschaffen sich Freunde von ihm Zugang zu seinem Apartment. Sie finden seine geliebte alte Katze. Allein. Ohne Fressen. Ohne Wasser. „Er hätte seine 17-jährige Katze nie im Leben ohne Futter und Wasser zurückgelassen“, sagt seine Schwester Patricia später in einem Interview. „Er war der Hausmeister seines Apartmentblocks. Als er am Mittwoch den Müll nicht rausgebracht hatte, wusste ich Bescheid.“ Seine Freunde melden ihn auf der Polizeidienststelle der 51 Division als vermisst. Dass er nicht ans Telefon gehe, nicht zurücktexte, sei völlig untypisch, erklären sie den Beamten. Höchst besorgniserregend. Und erst die verlassene Katze! Und überhaupt: Andrew brauche dringend seine HIV-Medikamente!