Das Osloer Amtsgericht wird für den Prozess gegen den Massenmörder Anders Behring Breivik umgebaut. Ein neuer Gerichtssaal soll mehr als 200 Zuhörern Platz bieten. Wegen des weltweit starken Medieninteresses werden im Gericht selbst 300 Arbeitsplätze für Journalisten sowie in einem benachbarten Hotel 400 weitere bereitgestellt.
Bei seinem ersten öffentlichen Auftritt vor Gericht am Montag wurde Breivik an einer Erklärungsrede gehindert. Der zuständige Richter schnitt dem 32-jährigen Rechtsradikalen und Islamhasser am Montag das Wort ab, als dieser versuchte, seine Worte direkt an die im Saal anwesenden Hinterbliebenen von Opfern und Überlebende seiner Verbrechen zu richten, wie die Nachrichtenagentur NTB aus dem Osloer Gerichtssaal berichtete.
Breivik hatte im Juli insgesamt 77 Menschen getötet. Der Täter ist geständig, bereut sein Verbrechen aber nicht. Ab April 2012 soll ihm der Prozess gemacht werden.
Bei dem Haftprüfungstermin wurde entschieden, dass Breivik weitere zwölf Wochen in Untersuchungshaft verbringen muss. Breivik hatte am 22. Juli bei einem Massaker auf der Insel Utøya 69 Teilnehmer eines sozialdemokratischen Jugendlagers getötet. Kurz zuvor hatte eine von ihm im Osloer Regierungsviertel platzierte Autobombe acht Menschen getötet.
Hinterbliebene protestierten gegen "Zirkus" um Breivik
Der von Medien angekündigte und vom Gericht erwartete Massenansturm beim ersten öffentlichen Erscheinen des Massenmörders blieb aus. So waren noch wenige Minuten vor Beginn der auf knapp eine Stunde angesetzten Verhandlung Zuhörerplätze frei. Neben 170 Journalisten hatten sich auch zahlreiche Hinterbliebene von Opfern sowie Überlebende der beiden Anschläge Plätze im Hauptsaal des Osloer Amtsgerichts gesichert.
Es galt als weitgehend sicher, dass das Gericht entsprechend dem Antrag der Staatsanwaltschaft die seit dem 22. Juli laufende Untersuchungshaft um zwölf Wochen verlängert und Breivik weiter mit umfassenden Besuchs- und Briefverboten belegt. Seine Anwälte wollen dem 32- Jährigen den bisher ebenfalls gesperrten Zugang zu Zeitungslektüre und anderen Medien verschaffen.
Hinterbliebene hatten am Wochenende in einer gemeinsamen Erklärung gegen einen von Medien erzeugten "Zirkus" um Breivik protestiert. Das Urteil soll im Sommer vor dem ersten Jahrestag der Anschläge fallen. Bis Dezember wird ein rechtspsychiatrisches Gutachten zur Zurechnungsfähigkeit Breiviks erwartet.
Die zuständigen norwegischen Behörden wollten am Nachmittag ihre Pläne zum Ablauf des Gerichtsverfahrens bekanntgeben.