Wiederaufnahmeverfahren Gustl Mollaths Verteidiger geben auf - und machen weiter

Chaos bei der Wiederaufnahme zum Fall Gustl Mollath: Die beiden Verteidiger des Angeklagten haben ihr Mandat niedergelegt. Angeblich auf Wunsch des Angeklagten. Doch der zeigt sich überrascht.

Die beiden Verteidiger von Gustl Mollath haben ihr Mandat niedergelegt. Dies erfolge auf Wunsch des Angeklagten, sagte Mollaths Anwalt Gerhard Strate am Mittwoch vor dem Landgericht Regensburg. Mollath habe das Vertrauen in seine Verteidiger verloren, hieß es. Er habe bis zu 30 Beweisanträge stellen wollen, die aber von den Anwälten nicht eingebracht wurden.

"Um es zugunsten des Herrn Mollaths zu sagen: In einer so belastenden Situation ist es natürlich manchmal nicht ganz einfach, Freund und Feind zu unterscheiden. Er hat erklärt, dass das Vertrauen in Verteidiger nicht vorhanden sei, er habe über 30 Beweisanträge eingereicht und Zeugen, die nicht geladen wurden und von der Verteidigung nicht einbezogen wurden. Herr Mollath äußerte Entsetzen wegen mangelnden Aufklärungswillen des Gerichts. Ich muss aber sagen, seit über 35 Jahren bin ich jetzt Strafverteidiger, und ich habe selten ein Gericht erlebt, dass so ordentlich arbeitet." Und weiter: "Damit lege ich mein Mandat nieder." Co-Verteidiger Johannes Rauwald schloss sich an.

Zu Pflichtverteidigern bestellt

Das Gericht handelte jedoch schnell. Die Richterin verfügte, dass Strate und Rauwald Mollath nun als Pflichtverteidiger beigeordnet werden. Diese diene einer interessengerechte Verteidigung des Angeklagten. Wegen der Komplexität des Verfahrens würden die beiden Verteidiger bestellt. Strate versicherte daraufhin: "Wir werden die Verhandlung weiterführen, ohne Abstriche an dem, was wir für richtig halten."

Ohnehin zeigte sich Mollath erstaunt über den Schritt der Anwälte. "Ich bion total überrascht und am Boden zerstört", sagte der 57-jährige Nürnberger. "Ich kann den Grund nicht verstehen. Ich habe Vertrauen in meine Anwälte", wird er zitiert.

Mollath muss sich erneut verantworten

Der 57-jährige Mollath muss sich wegen Körperverletzung, Freiheitsberaubung und Sachbeschädigung verantworten. Er soll 2001 seine Frau misshandelt und eingesperrt haben. Zudem soll er Dutzende Autoreifen zerstochen haben, um sich an Menschen zu rächen, die an der Scheidung von seiner Frau beteiligt waren oder sich irgendwie gegen ihn gewandt hatten.

Das Landgericht Nürnberg-Fürth hatte Mollath 2006 wegen Schuldunfähigkeit freigesprochen, aber in die Psychiatrie eingewiesen. Der Fall hatte eine Debatte über die Unterbringung in psychiatrischen Kliniken ausgelöst.

DPA
dho/DPA

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