Ein am Donnerstagmittag aus einem Frankfurter Krankenhaus entführtes Neugeborenes ist wohlbehalten gefunden worden. Nach einem Hinweis aus der Bevölkerung fand die Polizei das Kind in der Obhut von zwei 28 Jahre alten Frauen in Hattersheim - unweit von Frankfurt. Beide Frauen seien festgenommen worden, berichtete ein Polizeisprecher. Das am Morgen geborene Mädchen sei wieder in die Klinik nach Frankfurt-Höchst zu seiner Mutter gebracht worden.
Die Polizei hatte stundenlang mit einem Großaufgebot im Rhein-Main-Gebiet nach dem Säugling gesucht. Verdächtigt wurden zunächst zwei etwa 30 Jahre und 25 Jahre alte unbekannte Frauen, die sich ersten Ermittlungen zufolge als Krankenhaus-Mitarbeiterinnen ausgegeben und das neugeborene Mädchen unter einem Vorwand aus dem Zimmer seiner Mutter im 4. Stock der Klinik mitgenommen haben soll. Ob es sich bei den Verdächtigen um die festgenommenen 28-Jährigen handelt, ist noch unklar.
Entführerin nutzte Abwesenheit der Mutter
Die 20 Jahre alte Mutter des kleinen Mädchens, das noch keinen Namen hat, sei gerade nicht im Zimmer gewesen, als eine der Verdächtigen erschien, hieß es. Die Bettnachbarin der 20-Jährigen, die kein Deutsch kann, schöpfte zunächst keinen Verdacht. Als das gesunde Neugeborene nach einer halben Stunde immer noch nicht zurück war, wurde die Mutter unruhig, verständigte das Klinikpersonal und dieses sofort die Polizei.
Die Beamten durchsuchten die Klinik mit ihren rund 20 Fachabteilungen und 1000 Betten nach dem kleinen schwarzhaarigen Mädchen, das einen weißen Strampler mit vielen bunten Punkten trug. Ohne Erfolg. Die Fahndung mit einem Hubschrauber, Lautsprecher-Durchsagen im Stadtteil und die Befragung von Anwohnern, Bus- und Taxifahrern sowie in Apotheken, Drogerien und dem benachbarten Main-Taunus-Einkaufszentrum blieben zunächst ohne Erfolg. Bis Hinweise aus der Bevölkerung die Beamten in die richtige Richtung lenkten.
Wie das Baby so kurz nach seiner Geburt aus der Klinik verschwinden konnte? Der medizinische Geschäftsführer Christof Kugler bat um Geduld und kündigte eine Aufarbeitung der Geschehnisse an. Videoaufzeichnungen gibt es von der Entbindungsstation nicht, und ob die Kameras im Eingang etwas aufgezeichnet haben, soll noch geprüft werden.
"Eine völlig unauffällige Familie"
Die Polizei geht nach intensiven Befragungen des 32 Jahre alten Vaters und eines Verwandten nicht von einem familiären Hintergrund der Tat aus. "Eine völlig unauffällige Familie", sagte Polizeisprecher Manfred Vonhausen. Die Eltern des 51 Zentimeter großen und 3200 Gramm schweren Neugeborenen, die aus dem Libanon stammen und in Hofheim im Taunus wohnen, stehen unter Schock und werden psychologisch betreut.
Bei Patienten und Besuchern der Klinik sprach sich das Verschwinden des Babys nur langsam herum. Auf dem Vorhof und in den Gängen der riesigen Anlage ging alles scheinbar seinen gewohnten Gang. Angehörige verabschiedeten sich mit Genesungswünschen oder brachten Blumen, Kinder bewarfen sich auf dem Vorplatz mit Schneebällen.