Der Ukraine-Krieg befeuert einen schwelenden Konflikt in der Landwirtschaft: die Debatte darüber, welche Flächen wie genutzt werden sollten. Während die einen angesichts des Krieges mehr Getreide anbauen wollen, bestehen andere darauf, Felder zugunsten des Arten- und Klimaschutzes zurückzuhalten.
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STORY: Die Möglichkeit, dass der Krieg in der Ukraine zu einer Knappheit der Getreide-Exporte führen könnte, hat die EU bereits vor Monaten in Alarmbereitschaft versetzt. Wenige Wochen nach Kriegsbeginn veranlasste die EU daher, dass zeitweise auf Flächen angebaut werden darf, die eigentlich der Natur überlassen werden sollten – sogenannte Brachflächen. Bio-Bauer Lucas Schwienhorst, aus Brandenburg befürwortet, dass das deutsche Landwirtschaftsministerium diese Regel in Deutschland nicht anwenden will, denn die unbestellten Flächen dienen der Artenvielfalt. "Also die Artenrückgänge bei vielen Tier- und Pflanzenarten, die sind ja real und die sind mit Sicherheit auch auf das zurückzuführen, wie wir heute unsere Kulturlandschaft, unsere Kulturlandschaft bewirtschaften”, so Schwienhorst auf seinem Gut von über 400 Hektar unweit von Berlin. Viele Bauern hätten sich allerdings über eine Freigabe der Brachflächen gefreut. Immerhin könnten dann 600.000 Tonnen mehr Getreide in Deutschland angebaut werden. Allerdings, so die Argumentation des Bundeslandwirtschaftsministeriums in grüner Hand , wäre diese Steigerung nur ein Bruchteil dessen, was die Ukraine jährlich produziert hat – etwa 1 Prozent. Auch für die Betriebe, so glaubt Landwirt Schwienhorst, macht es wirtschaftlich wenig Unterschied, ob Brachstreifen bestellt werden können, oder nicht. "Im Generellen ist es so, dass die meisten Landwirte es so machen werden, dass sie die Brachflächen tendenziell auf den ertragsschwächeren oder auf den Flächen anlegen werden, die vielleicht staunass sind, die besonders niedrig vom Ertrag sind, die vielleicht eine Waldschattenkante sind. Aber das sind im Endeffekt meist auch die Flächen, die vielleicht auch besonders ökologisch wertvoll sind.” Zudem gebe es durch Förderungen auch einen finanziellen Ausgleich für die Flächen, die aus der Produktion herausgehalten werden. Nützlicher, als eine Ausdehnung des Ackerlandes, seien andere Marktstrukturen und ein besserer Preis für landwirtschaftliche Erzeugnisse, sagt Schwienhorst. “Im Generellen muss es einen guten Preis für Agrarprodukte geben, im ökologischen wie im konventionellen." Recht geben könnte ihm die Tatsache, dass deutsche Landwirte die Nutzungsflächen in diesem Jahr auch ohne die Bestellung von Brachflächen bereits erweitert haben - angetrieben durch erhöhte Preise, wird mit einer Steigerung der Sommerernte von Getreide gerechnet.