Fußballbegeisterte, die sich am Samstag auf den Weg machten, hätten sich einen Boykott schon viel früher gewünscht. Das DFB-Team zeigte sich von der Kommunikation zwischen Gastgeber und Gästen ebenfalls irritiert.
Video Fans reisen mit gemischten Gefühlen nach Katar

STORY: Mit Fanausrüstung in der Warteschlange. Am Flughafen Frankfurt starteten Fußballfans am Samstagvormittag in Richtung Katar. Im Gepäck haben einige von ihnen außer Klamotten für heißes Wetter in dem Wüstenstaat auch gemischte Gefühle, so wie Tom Röder, der als Betreuer bereits seit Jahren Fan-Gruppenreisen organisiert. "Grundsätzlich sind wir immer und zu jeder Weltmeisterschaft oder Europameisterschaft im letzten Jahr unterwegs. Verschiedene Zusammensetzungen, aber meistens so um die 30 Leute. Und jetzt eben auch Richtung Katar, begann die Planung ja schon vor anderthalb Jahren. Und deswegen war es für uns klar, dass wir natürlich auch darunter fliegen, auch dem ganzen Boykottaufruf jetzt zum Trotz, was man natürlich nachvollziehen kann. Und deswegen gehen wir ja nach Bahrain, um da so eine etwas freiere Kultur zu erleben. Und fahren dann halt eben zu den Spielen der deutschen Nationalmannschaft dann halt nach Katar rein und wollen da möglichst wenig Geld und Zeit lassen in dem Land." Auch bei seinen Mitreisenden Jens und Michael hört man ein "Ja, aber..." heraus. "Die Vorfreude, ja, okay, die hält sich ein bisschen in Grenzen bei so einer Weltmeisterschaft. Aber es geht um Fußball, und deshalb sind wir froh, dass wir da hinfliegen dürfen." "Ich denke mal, das ist immer diese Doppelmoral. Das Gas nehmen wir ganz gerne von denen. Aber letztendlich hätte man dann vor zwölf Jahren schon sagen müssen, wir boykottieren die Spiele, nehmen nicht dran teil oder auch erst gar nicht da die Spiele hingehen dürfen." Irritationen hatte zuletzt auch die kurzfristige Entscheidung Katars ausgelöst, den Alkoholverkauf in den WM-Stadien zu verbieten. Nur auf dem Fanfestival und an lizenzierten Veranstaltungsorten soll es Bier geben. Für umgerechnet rund 13,50 Euro pro halbem Liter. DFB-Mannschaftskapitän Manuel Neuer sagte dazu auf einer Pressekonferenz am Samstag in Katar: "In der Kommunikation wäre es, glaube ich, viel besser gewesen, wenn man das von Anfang an wüsste, wenn man hier anreist, wenn man sich Tickets bestellt, wenn man sich mit der Weltmeisterschaft beschäftigt. Diese Spontaneität und das Kurzfristige ist natürlich etwas, was viele Fans verärgern wird". Etwas unklar ist laut Teammanager Oliver Bierhoff auch noch die Frage, welche Konsequenzen das Tragen der sogenannten One-Love-Armbinde als Statement gegen Diskriminierung haben könnte. "Insofern schau ich mal, was kommt. Wir werden das sicherlich auch unter den Nationen wieder abstimmen, weil es ja auch wichtig ist, dass es nicht nur eine Stimme ist aus Deutschland, sondern auch eben die Stimmen von mehreren Ländern aus Europa. Und wir gehen davon aus, dass wir die Binde weiter tragen dürfen". Und was können Fans der deutschen Nationalmannschaft sportlich in Katar erwarten? Vielleicht ein paar Überraschungen vom Nachwuchs. Youssofa Moukoko ist bereit für die große Bühne. "Ich bin hier, glaube ich, weil der Trainer auch an mich so glaubt und ich glaube auch, dass ich der Mannschaft helfen kann, wenn ich auf dem Platz stehe. Ich werde auf jeden Fall Vollgas geben und es genießen. Es ist nicht alltäglich, mit 17 Jahren hier zu sein". Niclas Füllkrug, der im letzten Vorbereitungsspiel gegen Oman am Mittwoch den Siegtreffer erzielt hatte, verpasste das erste Training seiner Mannschaft in Katar am Samstag. Ein Grippevirus hat ihn erwischt. Teammanager Bierhoff schätzt aber, dass der 29-jährige Stürmer bis zum WM-Auftakt am Mittwoch gegen Japan wieder fit sein wird.