Auf dem Gelände der Freien Universität waren bei Bauarbeiten menschliche Knochen entdeckt worden. Zwischen 1927 und 1945 stand dort ein Institut für menschliche Erblehre und Eugenik. Die Spur der Opfer führt in die Kolonial- und NS-Zeit.
Video Knochenfunde der FU Berlin beigesetzt

STORY: Fünf kleine, schlichte Holzkisten werden auf dem Berliner Waldfriedhof Dahlem an diesem Donnerstag beigesetzt. Ein bewegender Moment, der den menschlichen Überresten im Grab Frieden, Ruhe und Würde zurückgeben soll. Denn es liegen Knochen darin, die vermutlich von Opfern des NS-Regimes stammen. Ausgegraben von Archäologen auf dem Gelände der Freien Universität. Dort wurden im Sommer 2014 die ersten Fragmente zufällig bei Bauarbeiten entdeckt. Günter M. Ziegler, Präsident der Freien Universität: "Die Knochen waren in einer Grube am Rand von dem Gelände Ihnestraße 22-24, wo früher, von 1927 bis 1945, das Kaiser-Wilhelm-Institut für Anthropologie, menschliche Erblehre und Eugenik war. Ein Institut, das in Zusammenhang steht, eben nicht nur mit kolonialen Verbrechen, die völkerkundlichen Sammlungen dort, sondern eben auch mit nationalsozialistischen Verbrechen, unter anderem mit einer Verbindung nach Auschwitz. " Insgesamt wurden rund 16.000 stark fragmentierte Knochen gefunden. Laut Ziegler stammen sie vermutlich aus verschiedenen Kontexten und wurden 1945 verscharrt. Die einzelnen Opfer habe man nicht identifizieren können. "Und es ist sehr bewusst entschieden worden, jetzt nicht mit weiteren, zum Beispiel genetischen Untersuchungen die Knochen einzuteilen, weil das letztlich auch rassistisches Vorgehen wäre und eben Dinge jetzt aufteilen würde, die sich nicht mehr trennen lassen. Insofern sind diese Untersuchungen abgeschlossen." Auch die beteiligten Zentralräte entschieden sich laut Ziegler zu diesem Vorgehen. Dotschy Reinhardt, Vorsitzende des Landesrates Deutscher Sinti und Roma Berlin-Brandenburg: "Wir wissen nicht, wer die Menschen waren, die wir heute hier bestatten. Dass ein Teil der Fragmente auf NS-Opfer zurückgeht, ist jedoch sehr wahrscheinlich. Die Spur führt auf eine Zusammenarbeit des ehemaligen Kaiser-Wilhelm-Instituts mit dem Lagerarzt von Auschwitz Birkenau, Josef Mengele, zurück." Daniel Botman, Geschäftsführer des Zentralrats der Juden in Deutschland "Ich danke allen heute hier anwesenden Trauergästen. Sie wirken daran mit, dass die Geschichten der Opfer weiter oder gar zum ersten Mal erzählt werden. Unsere Trauer von heute über die Verbrechen der Vergangenheit erschafft die kollektiven Gedenkorte von morgen." Ihre Untersuchungen in anderen Sammlungen will die FU zu diesem Thema fortsetzen. Denn die Verantwortung gehe weiter, so der Universitätspräsident.