Nach der Übernahme des internationalen Flughafens von Kabul sagte ein Sprecher der islamistischen Gruppierung, man wolle die Beziehungen "zur ganzen Welt verbessern."
Video Taliban wollen diplomatische Beziehungen zu USA

Öffentlichkeitswirksam nehmen die Taliban den Flughafen von Kabul in Besitz, geschehen in der afghanischen Hauptstadt am Dienstag. Die Anwesenheit der Medienvertreter nutzten sie, um eine Botschaft in die Welt zu senden, einmal mehr schlägt ein Sprecher - den Worten nach - versöhnliche Tone an. "Das Islamische Emirat Afghanistan möchte im Namen seines Volkes gute diplomatische Beziehungen zur ganzen Welt, einschließlich der Vereinigten Staaten, unterhalten, und wir möchten unsere Beziehungen zu den Vereinigten Staaten in Zukunft auf diplomatischem Wege verbessern." Diplomatische Beziehungen mit den Taliban - für westliche Regierungen, so auch für Berlin, nicht vorstellbar. Denn das käme einer Anerkennung des islamistischen Regimes gleich, auch Bundeskanzlerin Merkel hat davor gewarnt. Dennoch suchen Diplomaten nach Wegen, mit den Taliban zu verhandeln, vor allem über eine unbehelligte Ausreise weiterer afghanischer Staatsbürger und über die Nutzung des Kabuler Flughafens. Der Sprecher der Taliban warf am Dienstag auch einen Blick zurück auf das Jahr 2001 als die Gruppierung die Herrschaft über Afghanistan verlor. Der Krieg sei nicht nötig gewesen, hätte man doch nur miteinander gesprochen. "Die US-Aggression war von Anfang an ein rücksichtsloser Akt. Wir hatte die USA davor gewarnt, auf unser Gebiet einzudringen. Sie hätten mit uns über die Probleme von 2001 sprechen sollen, und es hätte keinen Grund für einen Krieg gegeben." Die Probleme von 2001 - gemeint sein dürften die tödlichen Anschläge der al-Qaida in den USA, bei denen Tausende Menschen ums Leben kamen. Die Erinnerungen vieler Afghaninnen und Afghanen an die brutale Herrschaft unter strenger Anwendung der Sharia zwischen 1996 und 2001 sowie die getöteten alliierten Soldaten seit dem Eingreifen der NATO nähren Zweifel am nun milden Kurs der Islamisten.