NEON-Videoreportage Am verrücktesten Filmset Afrikas

Von Alard von Kittliz
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Kampala, Hauptstadt von Uganda. Eine Million Menschen leben hier angeblich. Diese Stadt explodiert. Alard von Kittlitz ist für Neon nach Kampala gereist, um eine Geschichte über Wakaliga zu machen.
In diesem Slum in Ost-Afrika entstehen Actionfilme. Der Mann im blauen Hemd ist Isaac Nabwana. Er hatte die Idee, hier Filme zu machen. Er ist für fast alles verantwortlich. Drehbuch, Regie, Kamera, Ton, Produktion, Schnitt, Vertrieb. Die fertigen Filme erinnern an B-Movies. Die Dreharbeiten wirken ein bisschen unübersichtlich und die Darsteller ein bisschen verrückt. Aber wenn Isaac fertig ist, kommt so etwas dabei heraus:
Filme kosten Geld, Equipment ist teuer. Isaac und seine Kollegen machen so viel wie möglich selbst. Zum Beispiel diesen Kran. Sie haben pro Film nur etwa150 Dollar Budget, aber es mangelt nicht an Einsatz. Wer gerade nicht spielen muss, malt zum Beispiel Plakate.
Ich bin hier Schauspieler und weil hier verschiedene Begabungen gefördert werden male ich auch. Ich arbeite hier gerade an einem Poster für den Film Who killed Captain Alex. Ich bin im Ghetto ausgewachsen. Ich hatte es da nicht so leicht. Deswegen kann ich mich gut in diese Gangster-Rollen reinversetzen.
Ich bin Apollo. Ich bin Schauspieler für Ramon Film Productions und ansonsten arbeite ich in Narkasemo auf dem Markt. Am liebsten mag ich Action. Mein Lieblingsfilm ist Rescue Team. Als ich den gesehen habe, hat das mein Interesse geweckt.
Hier haben alle Nebenjobs. Sie machen Filme aus Liebe zum Film. Kostüm und Schminke werden deswegen improvisiert. Hier wird zum Beispiel einer der Stars Bruce U. zu Uncle Benan. Im Film geht es darum, dass Uncle Benan die Nachbarschaft von einer Gang aus Mafiosos und Kindern retten muss.
Die Dreharbeiten sind anstrengend. Aus dem Kanal stinkt es nach Scheiße, es ist heiß. Aber die Darsteller sind unermüdlich. Manchmal geht der Einsatz sogar zu weit.
Wir haben eine Actionszene gedreht und für die brauchten wir Blut. Also sind wir zum Schlachter gegangen und haben echtes Kuhblut geholt. Beim Dreh habe ich mich verletzt und das Kuhblut hat sich mit meinem Blut vermischt. Also bin ich krank geworden. Daraufhin musste ich zwei Wochen im Krankenhaus bleiben. Mir ging es sehr sehr schlecht.
Die meiste Zeit finde ich es hier lustig, aber am Verrücktesten finde ich es, dass wir hier im Dreck arbeiten müssen. Das hat mich am Anfang total erstaunt, wie die sich in den Dreck geworfen haben. Die Typen hier sind richtig hart.
Es wäre toll, wenn Isaac mehr Equipment hätte. Weil es nur eine Kamera gibt, müssen sie dieselbe Szene immer wieder spielen, damit sie es am Ende zusammen schneiden können. Aber die Filme sind so beliebt, dass immer neue Menschen fragen, ob sie nicht mitmachen könnten - ohne je Gehalt zu bekommen.
Wakaliwood nennen die Bewohner von Wakaliga bereits liebevoll ihr kleine Welt der Filme. Sie ist klein und arm, aber es gibt alles. Sogar ein Tonstudio- und Kinder können hier singen und tanzen und Schauspiel lernen, alles umsonst. Isaac will den Nachwuchs fördern. Stamm und Religion sind ihm dabei übrigens egal. Das ist besonders in Uganda. Wakaliwood ist ein großes Spiel mitten in einem sehr armen Slum. Für die Leute dort ist es eine kleine Traumfabrik. Am 26. Dezember kann man auf Wakaliwood.com zum ersten Mal einen Film von ihnen in voller Länge und mit Untertitel sehen. Uganda kann Actionfilme machen. Isaac und sein Team wünschen sich, dass das die ganze Welt sieht.
Kennen Sie Wakaliwood, das Hollywood Ugandas? Dort werden actiongeladene B-Movies gedreht. Und das, was dabei herauskommt, ist mehr als verrückt.
Alard von Kittlitz

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