Es ist das Nadelöhr in der Betreuung von Flüchtlingen in Berlin: das Landesamt für Gesundheit und Soziales, kurz Lageso. Die Behörde ist völlig überfordert. Wir haben das Chaos mit versteckter Kamera beobachtet.
Berliner Skandalbehörde Mit versteckter Kamera im Lageso-Chaos

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Berlin, 3 Uhr nachts: Unweit des Kanzleramts ist die Welt aus den Fugen geraten. Das Landesamt für Gesundheit und Soziales, kurz Lageso, soll Flüchtlinge betreuen, versinkt aber seit Monaten im Chaos. Es gibt Berichte über Bestechung und Gewalt. Hunderte Menschen, junge Männer, schwangere Frauen, Kinder, Alte und Kranke, warten stundenlang, teils die ganze Nacht. Auf der Straße, nur um auf das Gelände zu Landesamts zu gelangen. Oder in einem Zelt, um in Haus A einen Termin zu ergattern. Meist ohne jegliche Informationen.
Mohammed ist einer von ihnen. Zumindest für diese Nacht. Er kam vor drei Jahren aus Syrien nach Deutschland und hat nun eine unbefristete (?) Aufenthaltsgenehmigung. Gemeinsam mit stern-Reporterin Silke Müller will er uns zeigen, wie es ist, als Hilfesucher auf das Lageso angewiesen zu sein. Mohammed wagt sich für uns in die Behördenhölle. Mit versteckter Kamera. Danach erzählt er uns, wie es sich angefühlt hat.
O-TON Mohammed: „Die Situation in der Warteschlange war, wenn ich es mit einem Wort oder Satz beschreiben soll, angespannt. Es war auch überfüllt, es gab viel Schubserei, und Anfälligkeit für Ärger zwischen den Flüchtlingen untereinander auf der einen Seite und Flüchtlingen und Sicherheitspersonal auf der anderen Seite.“
Das Hochhaus aus Waschbeton in der Turmstraße ist die Anlaufstelle für Flüchtlinge im Asylverfahren in Berlin: Wer eine Unterkunft, neue Kleidung, einen Krankenschein oder Taschengeld braucht – ohne den Stempel aus dem Lageso geht nichts. Deshalb müssen die Menschen immer wieder kommen – jeden Monat aufs Neue. Doch das Lageso versagt: auf praktischer, bürokratischer und politischer Ebene. Neuankömmlinge warten, andere stehen zum zweiten Mal beim Lageso an, andere noch häufiger. Manche warten 20, andere 30 Tage auf einen Termin. Es ist ein Teufelskreis.
O-TON Mohammed: „Ich habe im Zelt einen Mann gesehen, der seit dem 4. des letzten Monats, also November, wartet. Er vermutet, dass er dieses Mal einen Stempel bekommt, weil er schon vier mal vertröstet wurde und sein Termin verschoben wurde, sodass er beim nächsten Mal normal ins Lageso gehen kann.“
Beim Warten in der Kälte, erleben die Flüchtlinge seit Monaten dasselbe: vertrösten, rauswerfen und auch das aggressive Auftreten der Security. Seit Monaten übernimmt ein Privatunternehmen den Wachschutz. Eine Aufgabe, die eigentlich der Staat übernehmen müsste.
O-TON Mohammed: „Ich habe das Gefühl, dass die Sicherheitsleute provozieren. Sie versuchen nicht, das Problem zu lösen. In der Warteschlange, im Zelt, hat es sich mehr wie beim Militär angefühlt. Befehle und sonst nichts. Weil die Sicherheitsleute die Macht im Zelt haben, aber nicht, um Leute ins Lageso zu schicken oder nicht.“
Die Stimmung unter den Wartenden schwankt gefährlich zwischen Apathie, Verzweiflung und Wut. Rangeleien und Auseinandersetzungen sind an der Tagesordnung.
Wer es nicht schafft, sich an die Spitze der Wartenden zu kämpfen, bleibt auf der Strecke.
O-TON Mohammed: „Du musst stark und penetrant sein, um es ins Lageso zu schaffen und Du musst strong und penetrant sein, um in Deiner Position zu bleiben. Bist Du es nicht, gehst Du zurück.“
So ergeht es einigen Flüchtlingen. Sie haben die unfassbare Flucht aus ihrem Land nach Deutschland geschafft, haben überlebt, und scheitern doch an den letzten Metern.
O-TON Mohammed: „Ein Mann mit dem ich gesprochen habe, er ist seit anderthalb Monaten hier, hat gesagt, er denke darüber nach nach Syrien zu gehen, weil er hier nichts bekommt, alles ist so langsam, er fühlt sich gedemütigt, nicht mal in Syrien sei das so gewesen.“
Unser Mann mit der versteckten Kamera, Mohammed, darf in Deutschland bleiben. Er hat eine Aufenthaltsgenehmigung. (Vorerst.) Viele Andere haben das Glück nicht und die Hoffnung zum Teil aufgegeben. Weil am Berliner Landesamt für Gesundheit und Soziales aus dem Credo der Kanzlerin „Wir schaffen das“ ein „Wir schaffen es nicht“ wird.
Mohammed ist einer von ihnen. Zumindest für diese Nacht. Er kam vor drei Jahren aus Syrien nach Deutschland und hat nun eine unbefristete (?) Aufenthaltsgenehmigung. Gemeinsam mit stern-Reporterin Silke Müller will er uns zeigen, wie es ist, als Hilfesucher auf das Lageso angewiesen zu sein. Mohammed wagt sich für uns in die Behördenhölle. Mit versteckter Kamera. Danach erzählt er uns, wie es sich angefühlt hat.
O-TON Mohammed: „Die Situation in der Warteschlange war, wenn ich es mit einem Wort oder Satz beschreiben soll, angespannt. Es war auch überfüllt, es gab viel Schubserei, und Anfälligkeit für Ärger zwischen den Flüchtlingen untereinander auf der einen Seite und Flüchtlingen und Sicherheitspersonal auf der anderen Seite.“
Das Hochhaus aus Waschbeton in der Turmstraße ist die Anlaufstelle für Flüchtlinge im Asylverfahren in Berlin: Wer eine Unterkunft, neue Kleidung, einen Krankenschein oder Taschengeld braucht – ohne den Stempel aus dem Lageso geht nichts. Deshalb müssen die Menschen immer wieder kommen – jeden Monat aufs Neue. Doch das Lageso versagt: auf praktischer, bürokratischer und politischer Ebene. Neuankömmlinge warten, andere stehen zum zweiten Mal beim Lageso an, andere noch häufiger. Manche warten 20, andere 30 Tage auf einen Termin. Es ist ein Teufelskreis.
O-TON Mohammed: „Ich habe im Zelt einen Mann gesehen, der seit dem 4. des letzten Monats, also November, wartet. Er vermutet, dass er dieses Mal einen Stempel bekommt, weil er schon vier mal vertröstet wurde und sein Termin verschoben wurde, sodass er beim nächsten Mal normal ins Lageso gehen kann.“
Beim Warten in der Kälte, erleben die Flüchtlinge seit Monaten dasselbe: vertrösten, rauswerfen und auch das aggressive Auftreten der Security. Seit Monaten übernimmt ein Privatunternehmen den Wachschutz. Eine Aufgabe, die eigentlich der Staat übernehmen müsste.
O-TON Mohammed: „Ich habe das Gefühl, dass die Sicherheitsleute provozieren. Sie versuchen nicht, das Problem zu lösen. In der Warteschlange, im Zelt, hat es sich mehr wie beim Militär angefühlt. Befehle und sonst nichts. Weil die Sicherheitsleute die Macht im Zelt haben, aber nicht, um Leute ins Lageso zu schicken oder nicht.“
Die Stimmung unter den Wartenden schwankt gefährlich zwischen Apathie, Verzweiflung und Wut. Rangeleien und Auseinandersetzungen sind an der Tagesordnung.
Wer es nicht schafft, sich an die Spitze der Wartenden zu kämpfen, bleibt auf der Strecke.
O-TON Mohammed: „Du musst stark und penetrant sein, um es ins Lageso zu schaffen und Du musst strong und penetrant sein, um in Deiner Position zu bleiben. Bist Du es nicht, gehst Du zurück.“
So ergeht es einigen Flüchtlingen. Sie haben die unfassbare Flucht aus ihrem Land nach Deutschland geschafft, haben überlebt, und scheitern doch an den letzten Metern.
O-TON Mohammed: „Ein Mann mit dem ich gesprochen habe, er ist seit anderthalb Monaten hier, hat gesagt, er denke darüber nach nach Syrien zu gehen, weil er hier nichts bekommt, alles ist so langsam, er fühlt sich gedemütigt, nicht mal in Syrien sei das so gewesen.“
Unser Mann mit der versteckten Kamera, Mohammed, darf in Deutschland bleiben. Er hat eine Aufenthaltsgenehmigung. (Vorerst.) Viele Andere haben das Glück nicht und die Hoffnung zum Teil aufgegeben. Weil am Berliner Landesamt für Gesundheit und Soziales aus dem Credo der Kanzlerin „Wir schaffen das“ ein „Wir schaffen es nicht“ wird.