Volkswagen-Skandal Was passiert jetzt mit meinem Schummel-Diesel?

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Ich bin Rolf-Herbert Peters, Reporter beim stern. Und das ist mein Schätzchen: ein VW Golf Blue Motion 1,6 Liter TDI. Gekauft im Herbst 2013 als Gebrauchtwagen für 19.000 Euro. Vor einem Monat fanden ich und meine Frau heraus, dass der Wagen mit der Schummel-Software von VW ausgestattet wurde. Im Alltag stößt er also viel mehr Schadstoffe aus als auf dem Prüfstand gemessen wurde.
 
„Nun haben wir natürlich Angst, dass wir hier als Dreckschweine unterwegs sind. Und ich fahre jetzt mal zu meinem Händler und frage ihn, ob er mir kurzfristig helfen kann.“
 
Der Händler sitzt 200 Kilometer entfernt von meinem Wohnort Köln. Vor unserem Kauf haben wir viele Autohändler abgeklappert. In Usingen im Taunus fanden wir das Cabrio.  Der Verkäufer pries uns den Wagen als besonders Sprit-sparend und umweltfreundlich an. Ich bin gespannt, wie er jetzt reagieren wird.
 
„Ich komme gerade von meinem Autohändler. Er will nicht gefilmt werden. Er weiß im Grunde nichts. Er weiß auch nicht, ob ich mir einen Leihwagen nehmenkönnte. Er sagt nur, dass er sich meldet, dass ich einen Brief von meinem Händler bekomme und dass alles gut wird.“
 
Darauf will ich mich nicht verlassen. Ich bin unsicher: Ist mein Auto überhaupt noch in einem ordnungsgemäßen Zustand? Muss ich eine Reparatur einfordern? Verliere ich meine Zulassung, wenn ich mit dem Auto weiterfahre? Mein nächster Halt ist in Flensburg - ich will wissen, was die obersten Autowächter der Republik dazu sagen.
 
„So ich bin jetzt angekommen und stehe vor dem Kraftfahrtbundesamt. Und jetzt werde ich dort mal anklopfen und fragen, was mit meinem Fahrzeug ist.“
 
Ekhard Zinke ist Präsident des KBA. Er gibt Entwarnung: Für mein Auto soll es ab Mitte kommenden Jahres eine technische Lösung von VW geben. Er hat den Konzern dazu verdonnert, eine Rückrufaktion für alle betroffenen Fahrzeuge zu starten. Wenn meine Werkstatt sich meldet, sollte ich aber den Wagen umgehend reparieren lassen, da er sonst seine Betriebserlaubnis tatsächlich verlieren könnte.
Wann plant VW den Rückruf für mein Auto? Und wie lange wird die Reparatur dauern? Ich beschließe direkt beim Firmensitz in Wolfsburg nachzufragen. Die Ingenieure in der Entwicklung müssten es genau wissen.
 
„VW
 
Fast ein Jahr soll ich also noch auf die Reparatur warten. Eine lange Zeit. Ist so etwas überhaupt zumutbar? Und was, wenn die Reparatur nicht gelingt? Bleibe ich dann auf dem Schaden sitzen? Das alles will ich von Sascha Conradi wissen. Er ist Fachanwalt für Verkehrsrecht in Bochum und steckt tief in dem Thema. Vor kurzem hat er  als erster VW verklagt – im Auftrag einer Mandantin, die auch einen Schummeldiesel hat..
 
„Ich bin jetzt zurück vom Rechtsanwalt und habe mir die Sachen, die er mir erklärt hat noch einmal durch den Kopf gehen lassen. Einerseits klingt es ganz einfach. Man hat Gewährleistungsansprüche. Allerdings gibt es da Fristen. Ich habe einen Gebrauchtwagen, die Gewährleistung ist abgelaufen. Ich müsste mich also auf den Klageweg begeben, müsste eine Klage gegen VW einreichen und versuchen meine Ansprüche da durchzusetzen. Würde ich das tun? Ich weiß es nicht so richtig. Es ist auch ein Risiko damit verbunden, es liegt Beweispflicht bei VW, es liegt Beweispflicht bei mir. Insofern warte ich jetzt erst einmal ab, wie schnell VW eine Lösung findet und stelle mich im Herzen darauf ein, dass ich mit meiner etwas enttäuschten Liebe jetzt erst einmal ein Jahr so auskommen muss.“
Nach dem Skandal um gefälschte Abgaswerte haben viele VW-Besitzer ähnliche Fragen auf dem Herzen: Was passiert mit den manipulierten Autos? Kann VW sie reparieren? stern-Reporter Rolf-Herbert Peters sucht nach den Antworten.

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