Nur wer ein echter Cowboy ist, kommt wochenlang allein in der Prärie aus. Auch heute noch gibt es die Viehtreiber in den USA, ihre Arbeit hat sich in den letzten 150 Jahren nicht stark verändert. Die härteste Umstellung sei, dass man mittlerweile auch mit Menschen umgehen müsse, sagt der Viehzüchter Chris Black. Denn ein echter Cowboy ist schließlich von Natur aus ein Einzelgänger.
Auf einem abgelegenen, felsigen Stück Erde im US-Staat Idaho liegt Owyhee County, wo es viel mehr Kühe als Menschen gibt. Dort, auf Blacks Farm, arbeitet Jeremy Mink: Mit geschwungenem Schnurrbart und einem 38er Revolver im Gürtel kommt der 29-Jährige daher wie ein Cowboy aus längst vergangenen Zeiten. "Ein guter Cowboy sorgt nicht dafür, dass etwas Bestimmtes passiert", sagt Mink, "er bereitet nur vor und lässt den Dingen dann ihren Lauf. Es geht nicht darum, dein Pferd möglichst müde zu machen."
In Idaho gab es um 1860 die ersten Cowboys. Schon 13 Jahre später wurden die Viehhüter aber nach und nach weniger - Grund war die Erfindung des Stacheldrahts. Durch Zäune aus dem "Teufelsseil" konnten die Kühe auf der Weide auch ohne ihre reitenden Hüter auskommen.
Technischer Fortschritt auf den Viehweiden
Heute, im 21. Jahrhundert, ist der Job eines Cowboys im Grunde der gleiche wie damals, doch ein bisschen technischer Fortschritt hat auch auf den Viehweiden Einzug gehalten. Motorräder und Geländefahrzeuge seien bei der Viehzucht inzwischen genauso wichtig wie Pferde, sagt Black. Am meisten habe sich der Beruf aber durch die Technologien der letzten 20 Jahre verändert: Die Cowboys von heute nutzen Navigationssysteme, wenn sie in die weite Prärie reiten. Und dank der Forschung können die Viehzüchter heute Kälber gegen 15 Krankheiten auf einmal impfen.
Von April bis Juni ist Mink allein mit den Kühen, mehrere Stunden entfernt von der nächsten Straße. Unterwegs ist er mit dem Motorrad und vier Bordercollies, die ihm helfen, die Rinder zusammen zu halten. Im Sommer heißt es jeden Morgen um 03.45 Uhr aufstehen, um mit der Herde an einen anderen Ort zu ziehen. Ab Juli kommt er mit den Kühen etwas näher an die Viehfarm heran und macht Halt im "Kuh-Lager", immer noch fast sechs Kilometer von der nächsten Schotterstraße entfernt.
Sommermitte ist die Zeit, zu der die Kälbchen ihre Brandmarke bekommen. Dafür ruft Viehzüchter Black Nachbarn und Freunde zur Hilfe. Morgens um vier werden die Kälber von ihren Müttern getrennt und mit dem Hals oder Fuß in einer Schlinge zum Brandmarken geführt. Das Kalb wird an den Beinen festgehalten, schließlich wird die Marke mit einem elektrischen Brandeisen gesetzt.
Klassenprimus in der Prärie
Wenn der Herbst kommt, treibt Mink die Kühe ins Tal, wo sie den Winter verbringen. Mink gibt zu, dass er "schon ein bisschen verrückt" ist. Der gedrungene, drahtige Mann war in der Schule Klassenprimus, nahezu jede Karriere hätte er einschlagen können. Aber wie schon seinen Vater drängte es ihn nach dem einsamen Leben des Cowboys: "Ich glaube wirklich, dass ich 50 Jahre zu spät geboren wurde".
Wenn Black, heute 45 Jahre alt, seine Farm irgendwann an die Familie übergibt, wolle er auf jeden Fall bleiben, sagt Mink. "Ich habe ihm gesagt, dass er mich feuern kann", sagt der Cowboy mit einem Schmunzeln, "aber ich würde nicht gehen."