Für ihre Lügengeschichte von einem antisemitischen Überfall ist die Französin Marie Leblanc am Montag zu einer Haftstrafe von vier Monaten auf Bewährung verurteilt worden. Darüber hinaus muss sich die 23-Jährige behandeln lassen, wie das Gericht in der Pariser Vorstadt Pontoise befand. Der Bahngesellschaft SNCF muss sie einen Euro symbolischen Schadenersatz zahlen. Die Staatsanwaltschaft hatte zuvor eine Bewährungsstrafe von sechs Monaten sowie 2000 Euro Geldstrafe gefordert.
Die Geschichte des vermeintlichen Opfers hatte vor zwei Wochen nicht zuletzt wegen der wachsenden Zahl von Übergriffen auf Juden und jüdische Einrichtungen in Frankreich eine Welle der Empörung ausgelöst. Der jungen Mutter drohten wegen Vortäuschung einer Straftat bis zu sechs Monate Haft und 7500 Euro Geldstrafe.
Leblanc entschuldigte sich bei Staatschef Chirac
Die Frau, die nach Einschätzung der Polizei aus einem Mangel an sozialer Anerkennung heraus gehandelt haben könnte, hatte sich vor einer Woche in einem Fernsehinterview bei Staatspräsident Jacques Chirac und allen anderen entschuldigt, die sie mit ihrer Lüge getäuscht habe.
Die für ihren Hang zum Fabulieren bekannte Frau hatte der Polizei von sechs Jugendlichen maghrebinischer und schwarzafrikanischer Abstammung berichtet, die sie vor den Augen passiver Mitreisender als "dreckige Jüdin" beschimpft, ihr Haare abgeschnitten, Hakenkreuze auf den Körper geschmiert, sie mit Messern im Gesicht verletzt und den Kinderwagen mit ihrer 13 Monate alten Tochter umgestoßen hätten. Nach vier Tagen gestand sie, sich alles ausgedacht und sich die Verletzungen selbst zugefügt zu haben.