In der japanischen Atomanlage in Kashiwazaki hat es bei dem starken Erdbeben am Montag möglicherweise ein zweites Leck gegeben. Wie die Nachrichtenagentur Kyodo berichtete, fielen bei dem Beben rund hundert Fässer mit schwachradioaktivem Wasser um, von denen einige offen vorgefunden wurden. Ein Sprecher der Atomanlage bestätigte, dass einige Fässer umgefallen waren, er wollte sich aber nicht zu Einzelheiten äußern. Der Vorfall wurde laut Kyodo erst am Dienstag entdeckt. Ein Sprecher der Anlage in Kashiwazaki betonte, es bestehe keine Gefahr schwerwiegender Folgen für die Umwelt oder die menschliche Gesundheit. Ein weiteres Leck in der Atomanlage würde in Japan die Zweifel an der Sicherheit der Atomkraft verstärken.
Bei dem Beben der Stärke 6,8 war ein Transformator in Brand geraten, außerdem traten rund 1200 Liter radioaktives Wasser aus. Der Reaktor hatte sich während des Bebens automatisch abgeschaltet. Er bleibt auf Anweisung der Regierung bis auf weiteres auch abgeschaltet. Die Anlage müsse erst einer Sicherheitsüberprüfung unterzogen werden, bevor sie wieder in Betrieb genommen werden könne, erklärte Wirtschaftsminister Akira Amari. Ein Sprecher von Greenpeace warnte vor dem Risiko, das Naturkatastrophen für Atomanlagen weltweit darstellten. Erdbeben und Terroranschläge könnten weitaus schwerwiegendere Atomunfälle nach sich ziehen, erklärte Jan Beranek in einer Stellungnahme.
Über 10.000 Menschen in Notunterkünften
Aus Furcht vor Nachbeben verbrachten fast 13.000 Menschen die Nacht zum Dienstag in Notunterkünften. Die Behörden fürchteten im Nordosten des Landes auch Erdrutsche, da im Lauf des Tages starker Regen erwartet wurde. In Kashiwazaki fiel bereits leichter Nieselregen, der sich bis zum Mittwoch verstärken sollte. Das Erdbeben kostete mindestens neun Menschen das Leben, mehr als 900 weitere erlitten Verletzungen. In Kashiwazaki in der Präfektur Niigata seien die Schäden schlimmer als erwartet, erklärte Bürgermeister Hiroshi Aida. Unter anderem sei die Wasserversorgung noch immer unterbrochen. Im gesamten Erdbebengebiet hatten nach Behördenangaben 53.000 Haushalte kein Trinkwasser. 35.000 hatten kein Gas, in mehr als 25.000 war die Stromversorgung noch nicht wieder hergestellt.