Brandinferno in Bangladesch Stundenlang eingeschlossen in brennenden Wohnhäusern

Es ist die größte Brandkatastrophe in der Geschichte des muslimisch geprägten Landes Bangladesch. Ein Kurzschluss im Haus einer Hochzeitsgesellschaft hat 114 Menschen das Leben gekostet. Die schmalen Treppenhäuser der veralteten Bauten sowie feuergefährliche Chemikalien hatten die Rettung der Eingeschlossenen zusätzlich erschwert.

Beim verheerendsten Brand in der Geschichte Bangladeschs sind in der Hauptstadt Dhaka mindestens 114 Menschen ums Leben gekommen. Die Opferzahl könnte nach Behördenangaben vom Freitag weiter steigen, weil viele Opfer lebensgefährliche Verbrennungen erlitten. Das Feuer war durch einen Kurzschluss ausgelöst worden, die improvisierte Küche für eine Hochzeitsgesellschaft im Hausflur hatte die Flammen noch angefacht.

Hunderte Menschen waren stundenlang in den brennenden Wohnhäusern eingeschlossen, während die Feuerwehr sich verzweifelt bemühte, durch die engen Treppenhäuser der veralteten Bauten zu den Eingeschlossenen vorzudringen. Auslöser des Brandes am Donnerstagabend war laut Feuerwehrchef Abu Nayeem ein Defekt in einer Stromleitung.

"Wir mussten kämpfen, um in die schmalen Treppenhäuser dieser sehr alten Häuser zu gelangen, es ist praktisch unmöglich Brandbekämpfungsausrüstung dorthin zu bringen", klagte Nayeem. Erschwerend kam hinzu, dass in den Geschäften in den betroffenen Straßenzügen feuergefährliche Chemikalien oder billige Plastikartikel gelagert waren. Die Chemikalien "explodierten wie Bomben", sagte Feuerwehrmann Abduh Momin. "Die Menschen starben, bevor sie überhaupt wussten, was los war." Augenzeuge Younus Haoladar verglich die Feuersbrunst mit einem Vulkanausbruch. "Etwas ähnliches wie Lava breitete sich in den Straßen aus", sagte der 38-Jährige.

Die Hochzeitsgesellschaft hatte in einem der Treppenhäuser eine Küche eingerichtet, um das Festessen für die Gäste auf dem Dach zuzubereiten. Die Feuerstellen hätten das Inferno noch angefacht, sagte der Feuerwehrchef. Da die Treppenhäuser brannten, waren die Hochzeitsgäste eingeschlossen und konnten sich nicht in Sicherheit bringen. Allein 40 Hochzeitsgäste wurden tot geborgen. Die Braut blieb nach Aussagen eines Zeugen unversehrt, weil sie noch einen benachbarten Schönheitssalon besucht hatte.

"Es ist eine riesige Katastrophe", sagte Gesundheitsminister A.H.M. Ruhal Haque. Alle Ärzte der Universität seien aufgerufen worden, an den Unglücksort zu kommen und die Brandopfer zu behandeln. Das größte Krankenhaus der Stadt sei völlig überfordert, sagte ein Arzt. "Wir behandeln die Patienten auf den Fluren, und es kommen immer mehr", klagte der Mediziner. Mindestens 50 Patienten hätten lebensgefährliche Verbrennungen.

Der Großfeuer in der Hauptstadt ist der folgenschwerste Brand in der Geschichte des muslimisch geprägten Landes seit der Unabhängigkeit im Jahr 1971. Der Samstag wurde zum nationalen Trauertag erklärt.

AFP
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