Schulstart in den USA Kein Buspersonal: US-Schulen bezahlen Eltern dafür, dass sie ihre Kinder zum Unterricht bringen

Abgestellt: Schulbusse in Mount Pleasant im US-Bundesstaat Wisconsin
Abgestellt: Schulbusse in Mount Pleasant im US-Bundesstaat Wisconsin
© Mark Hertzberg / Picture Alliance
In den USA leiden viele Bundesstaaten unter einem dramatischen Mangel an Busfahrern und Busfahrerinnen. Um die Kinder dennoch zur Schule zu bekommen, bieten manche Behörden ungewöhnliche Anreizen.

In den USA gehen die Sommerferien zu Ende – und zahlreiche Schulbehörden haben deshalb logistische Alpträume. Grund ist ein massiver Mangel an Schulbusfahrer:innen. Mit Hochdruck suchen fast überall im Land Schulen nach Möglichkeiten, die Kinder zum Unterricht zu transportieren. Sie versuchen, durch höhere Gehälter mehr Fahrer und Fahrerinnen anzulocken, erhöhen deren Löhne, wenn sie mehr als eine Strecke bedienen, und zahlen sogar Prämien für regelmäßige Anwesenheit.

700 Dollar pro Jahr für Eltern, die ihre Kinder fahren

Im Bundesstaat Delaware will jetzt eine Schule einen besonders ungewöhnlichen Weg eingeschlagen: die Bezahlung der Eltern. Die EastSide-Charter-Schule in Wilmington startete am Dienstag eine Umfrage, um das Interesse an einem Programm zu ermitteln, das Eltern 700 Dollar pro Jahr und Schüler:in bietet, damit sie ihr Kind an der Schule absetzen und es von dort wieder abholen, wie US-Medien berichten. "Wir prüfen im Moment jede Idee", zitiert das "Delaware News Journal" den Geschäftsführer der Schule, Aaron Bass.

Die Finanzierung des "Elterngeldes" würde aus dem Transportbudget der Schule kommen und keine zusätzlichen Kosten verursachen, erklärte Bass. Wie viele andere Schulen in Delaware nutze die EastSide-Charter ein Vertragsunternehmen für ihre Busse. Einige dieser Unternehmen hätten seines Wissens mit Engpässen von mehr als 30 Prozent zu kämpfen. Das Pilotprogramm sei aber noch nicht endgültig beschlossen, sondern "eine Sache, die wir in Betracht ziehen", betonte der Geschäftsfüher.

Ein ähnliches Programm hat dem Bericht zufolge die Stadt Philadelphia im Bundesstaat Pennsylvania vor Kurzem bereits eingeführt. Demnach können Eltern, die sich gegen andere Transportmethoden entscheiden und ihr Kind mit dem Auto zur Schule und wieder zurück fahren, eine monatliche Zahlung von 150 Dollar pro Haushalt (bis zu 1.500 Dollar insgesamt) in Anspruch nehmen.

Coronakrise hat die Lage noch verschärft

Die Schulbus-Not in Pennsylvania sei so groß, dass die öffentlichen Schulen der 300.000-Einwohner-Stadt Pittsburgh, denen mehr als 400 Fahrer und Fahrerinnen fehlten, die Rückkehr der Kinder in die Klassenzimmer um zwei Wochen verschoben hätten, schreibt die "Washington Post". Und in Montgomery County, dem größten Bezirk im Bundesstaat Maryland, hätten die Schulen sogar in doppelter Hinsicht ein Problem: den Mangel an Fahrpersonal und die verspätete Lieferung neuer Busse wegen fehlende Computerchips für die Klimaanlagen der Fahrzeuge.

Den landesweiten Fahrer:innenmangel gab es den Berichten zufolge schon vor der Coronavirus-Pandemie. Doch das Virus habe die Lage noch verschärft. Denn aufgrund ihres hohen Durchschnittsalters gehörte das Buspersonal zu den am stärksten durch eine Covid-19-Infektion gefährdeten Gruppen.

"Viele unserer Fahrer und Fahrerinnen sind Rentner, die in die Risikokategorie fallen, und sie lieben das Busfahren", berichtete der Transportverantwortliche der Schulbehörde von Delaware, Tyler Bryan, dem Radiosender Delaware Public Media. "Aber als die Pandemie ausbrach, entschieden sie sich, aus Rücksicht auf ihre Gesundheit und Sicherheit nicht mehr zu fahren."

Schul-Chef Bass kann der schwierigen Situation dennoch auch etwas Gutes abgewinnen: Sie habe zu einer deutlich besseren Kommunikation zwischen Eltern und Schule geführt, sagte er dem "Delaware News Journal". "In einer Krise haben wir immer versucht, so proaktiv wie möglich zu sein."

mad

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