In einem aufsehenerregenden Prozess ist in El Salvador eine junge Frau nach einer Fehlgeburt vom Mordvorwurf freigesprochen worden. Ein Richter in der Stadt Ciudad Delgado urteilte am Montag (Ortszeit), dass es keine ausreichenden Beweise gegen die 21-jährige Evelyn Hernández gebe. Die Staatsanwaltschaft hatte 40 Jahre Gefängnis gefordert.
Das erzkatholische El Salvador gehört zu den Ländern mit den strengsten Anti-Abtreibungsgesetzen. Schwangerschaftsabbrüche sind dort grundsätzlich untersagt, auch nach Vergewaltigungen oder bei gesundheitlichen Risiken für die Mutter. Für Abtreibungen sieht das Strafrecht zwischen zwei und acht Jahren Haft vor. Staatsanwälte und Richter stufen Fälle, in denen Kinder tot zur Welt kommen oder kurz nach der Geburt sterben, aber häufig als Mord ein - darauf stehen zwischen 30 und 50 Jahre Haft.
Evelyn Hernández saß fast drei Jahre im Gefängnis
Hernández zeigte sich nach ihrem Freispruch erleichtert: "Ich bin glücklich", sagte die 21-Jährige. "Gott sei Dank wurde heute Gerechtigkeit gesprochen." Die fast drei Jahre, die sie bereits im Gefängnis saß, seien eine "harte Zeit" gewesen.
Hernández hatte im April 2016 in der 32. Schwangerschaftswoche in einer Toilette eine Fehlgeburt erlitten. Ein Gericht wertete dies als Abtreibung, obwohl die junge Frau beteuerte, das Baby sei bei der Geburt bereits tot gewesen. Im Juli 2017 wurde sie wegen Mordes zu 30 Jahren Haft verurteilt. Der Oberste Gerichtshof hob das Urteil aber später auf und ordnete einen neuen Prozess an.

Helfen Sie den inhaftierten Frauen in El Salvador
Die Stiftung stern leitet Ihre Spende an Asociación Tiempos Nuevos Teatro (TNT) weiter, die wegen Abtreibung verurteilte Frauen betreut: IBAN DE90 2007 0000 0469 9500 01, BIC DEUTDEHHXXX – Stichwort "El Salvador"; www.stiftungstern.de
Menschenrechtler kritisieren El Salvador
Amnesty International begrüßte den Freispruch von Hernández. "Das ist ein wichtiger Sieg für die Rechte der Frauen in El Salvador", sagte die Amerikachefin der Menschenrechtsorganisation, Erika Guevara-Rosas. "Es zeigt, dass keine Frau fälschlicherweise des Mordes beschuldigt werden sollte, nur weil sie eine Fehlgeburt erleidet."
El Salvador müsse nun der "diskriminierenden Praxis der Kriminalisierung von Frauen" ein Ende setzen forderte Amnesty. Auch müssten die "drakonischen Regeln gegen Abtreibungen" abgeschafft werden. Derzeit sitzen in El Salvador 16 Frauen wegen Abtreibungen oder Totgeburten im Gefängnis.
Helfen Sie den inhaftierten Frauen in El Salvador. Die Stiftung stern leitet Ihre Spende an die Organisation Asociación Tiempos Nuevos Teatro weiter, die wegen Abtreibung verurteilte Frauen betreut: IBAN DE90 2007 0000 0469 9500 01 – BIC DEUTDEHH – Stichwort "El Salvador"; www.stiftungstern.de