Es war Rettung in letzter Not. Wie fast alle Fälle, die Thomas Moch und sein Team mitten auf der Autobahn in der südchinesischen Erdbebenprovinz Sichuan zu betreuen haben. Die Ärzte des mobilen Rotkreuzkrankenhauses sind darauf spezialisiert, unter schwierigsten Bedingungen Leben zu retten. Und doch: Dieser Fall ist anders. Er macht Hoffnung zwischen all dem Elend nach dem schweren Erdbeben.
Exakt um 10.50 Ortszeit erblickte Baby Zhong-De Fang am Samstag nach einem Kaiserschnitt das Licht der Welt. Ein propperes und gesundes kleines Kerlchen. 3650 Gramm schwer und der ganze Stolz seiner Eltern. Mutter Zhang Yan ,25, und Papa Fang Xu ,24, wissen, dass sie ihr Glück den deutschen Medizinern verdanken. "Wir sind sehr froh über diese Hilfe. Deshalb haben wir unser Kind Zhong-De Fang genannt", erzählt Zhang Yan. Übersetzt heißt das: China-Deutschland.
Kein Job, kein Geld, keine Wohnung
Eingewickelt in eine warme Decke träumt sich der Winzling unter den hellen Zeltbahnen des Krankenhauses ins Leben und ahnt nicht, dass seine Eltern noch keine Vorstellung haben, was die Zukunft der Familie bringen wird.
Die beiden Chinesen haben bislang in einer kleinen Wohnung in Dujiangyan gelebt. Zhang Yan arbeitete in einer nahen Fabrik. Ihr Mann verdiente sein Geld als Klempner. Doch jetzt, wo ihr Kind geboren ist, haben sie keinen Job mehr. Kein Geld. Und auch keine Wohnung.
Nach dem Erdbeben vom 12. Mai steht auch in Dujiangyan in den meisten Häusern kein Stein mehr auf dem anderen. Doch auch da, wo scheinbar noch alles intakt ist, darf keiner mehr bleiben. Die Regierung hat die 400.000 Einwohner der Stadt aufgefordert, ihre Wohnungen aus Sicherheitsgründen zu verlassen. Seitdem leben die Menschen, die die Stadt nicht verlassen haben, in Zelten und anderen Notunterkünften. Für die hochschwangere Zhang Yan war das mobile Rotkreuzkrankenhaus deshalb mehr als nur ein Ort, wo sie ihr Kind bekommen konnte. Es ist der Ort, an dem sie Kraft für ihre Zukunft schöpfen kann.
Ihre Spende hilft
Deutsches Rotes Kreuz Bank für Sozialwirtschaft Bankleitzahl: 370 205 00 Konto: 41 41 41 Stichwort: China
Hilfe für die Erdbebenopfer
Die Klinik ist erst vor einer knappen Woche in Betrieb genommen worden. Inzwischen werden täglich über 500 Patienten ambulant und bis zu 50 stationär behandelt. Das sind doppelt so viele, wie ursprünglich vorgesehen war.
Thomas Moch schreckt der Ansturm nicht. Seit fünf Jahren kennt der Arzt alle Krisengebiete der Welt. Zweimal im Jahr verabschiedet sich der 55-Jährige von seiner Frau, packt seine Sachen in Deutschland zusammen und richtet sein Sprechzimmer irgendwo im Chaos in Zelten oder einfachen Hütten ein. "Um den Menschen zu helfen, die sonst keine Hilfe bekommen."
Elf deutsche und rund 150 chinesische Fachkräfte kümmern sich in Dujiangyan um die Kranken. Sie können die medizinische Grundversorgung von rund 250.000 Menschen aus der Stadt und den umliegenden Bergdörfern sicherstellen. Unter den Patienten sind Erdbebenopfer mit Kopfwunden, Bein- oder Fußverletzungen und Durchfallerkrankungen, Kinder mit Fieber, alte Leute mit Herzproblemen. Die ganze Palette eben.
- "Unser Krankenhaus zeigt, wie wichtig die Hilfe aus Deutschland für die Opfer des Erdbebens in China ist. Es macht den Patienten Mut und Hoffnung für den Wiederaufbau ihrer Heimat", ist Moch überzeugt. Mit Blick auf Baby Zhong-De Fang meint er augenzwinkernd: "China-Deutschland" ist doch das beste Beispiel dafür."