Erdbeben in Indonesien Viele Kinder unter den Opfern

Noch ist das Ausmaß des Unglücks nicht in vollem Umfang abzusehen: Nach einem starken Erdbeben in Indonesien gibt es aus einigen betroffenen Regionen noch keine Meldung. Schon jetzt aber sind viele Tote und Verletzte zu beklagen, offenbar zumeist Frauen und Kinder.

Ein heftiges Erdbeben der Stärke 7,3 hat am Mittwoch die indonesische Hauptinsel Java erschüttert. Mehr als 40 Menschen kamen dabei nach offiziellen Angaben von Donnerstagmorgen (Ortszeit) ums Leben und Dutzende wurden verletzt, einige von ihnen schwer. Die Lage ist auch Stunden nach dem Erdstoß unübersichtlich. In den betroffenen Regionen sind Strom- und Telefonverbindungen teilweise gestört und der Katastrophenschutz konnte sich keinen schnellen Überblick über die Schäden verschaffen. Zwölf Familien gelten noch als vermisst.

Es könne noch deutlich mehr Opfer geben, sagte ein Sprecher der Katastrophenschutzbehörde. "Wir rechnen damit, dass die Totenzahlen steigen, weil wir noch nicht aus allen Regionen Meldungen bekommen haben." Die Kommunikation mit den am schwersten betroffenen Küstenregionen sei weiterhin unterbrochen. Das Erdbeben ereignete sich am Mittwochnachmittag um 14.55 Uhr Ortszeit (9.55 Uhr MESZ).

Die Behörde schickte sechs mobile Einsatzteams in das betroffene Gebiet. Lokale Fernsehsender zeigten am Abend aus verschiedenen Städten vereinzelte beschädigte Häuser, teils eingestürzte Dächer und rissige Wände. Eine Tsunami-Warnung wurde nach kurzer Zeit aufgehoben.

Panik auch in Jakarta

Das Epizentrum lag vor der Südküste nahe der Stadt Tasikmalaya und rund 160 Kilometer südöstlich von Jakarta. Selbst in der Millionenmetropole war der Erdstoß deutlich zu spüren. Wände wackelten, Geschirr fiel aus den Schränken, Glasscheiben gingen zu Bruch, und Tausende Menschen rannten in Panik auf die Straßen. Einige Bürohochhäuser in der Innenstadt wurden vorsorglich geräumt. In Jakarta seien 27 Menschen verletzt worden, die meisten durch umherfliegendes Glas, sagte Rustam Pakaya, Chef des Krisenzentrums im Gesundheitsministerium.

Der Katastrophenschutz registrierte Todesopfer in mehreren Städten südlich von Jakarta, unter anderem in Cianjur, Tasikmalaya und Sukabumi. In den Bezirken seien zudem jeweils mehrere Dutzend Menschen verletzt und zahlreiche Häuser beschädigt worden. In Bandung in Westjava seien zehn Bürohäuser eingestürzt, hieß es. Dennoch seien von dort keine Todesopfer gemeldet worden. In Cianjur suchten mehr als 5000 Menschen Zuflucht in Regierungsgebäuden, weil sie sich nicht nach Hause trauten und darauf hofften, dass die staatlichen Gebäude besser gebaut sind als ihre eigenen und Nachbeben besser standhalten.

Viele Opfer sind Frauen und Kinder

Der amtlichen Nachrichtenagentur Antara zufolge wurden im Ort Rawa Hideung viele Häuser von einem Erdrutsch verschüttet. Zwölf Familien, etwa 30 Menschen, galten als vermisst. Bislang seien sechs Leichen geborgen worden, über das Schicksal der Vermissten sei bislang nichts bekannt, zitierte Antara einen Dorfbewohner. Etliche der Opfer seien Hausfrauen und Kinder, sagte ein weiterer Einwohner dem Sender TVOne.

"Das Erdbeben hat alles in meinem Haus eine Minute lang sehr stark durchgeschüttelt", sagte ein Familienvater aus Sukabumi. "Ich habe meine Kinder gepackt und bin hinaus gerannt. Ich habe Leute in Panik gesehen, schreiende Frauen und weinende Kinder." Ein Universitätsdozent aus Tasikmalaya sagte, er habe noch nie so ein starkes Erdbeben erlebt. "Wir sind alle in Panik rausgerannt, wir haben nicht einmal Sandalen angezogen."

Stark erdbebengefährdete Zone

In der Region kommt es immer wieder zu Erdbeben, da im Erdinnern verschiedene Erdplatten aufeinanderstoßen. Die dabei entstehenden Spannungen entladen sich dort nicht selten in Form von Beben. Experten nennen das Subduktion. Eine der längsten Subduktionszonen weltweit ist mit rund 6000 Kilometern der Sundabogen. Indonesien liegt mit seinen Inseln direkt an oder unmittelbar auf dieser Gefahrenzone. Das mit einer Stärke von über neun größte je in Indonesien registrierte Erdbeben ereignete sich Weihnachten 2004 vor Sumatra. Der anschließende Tsunami verwüstete riesige Landstriche rund um den Indischen Ozean und riss mehr als 230.000 Menschen in den Tod, 170.000 allein in Indonesien.

AP · DPA · Reuters
AP/DPA/Reuters

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