Erdstoß und Tsunami-Warnung Tote bei schwerem Erdbeben vor chilenischer Küste

Vier Jahre nach dem verheerenden Beben in Südchile wurde der Norden Chiles schwer erschüttert. Ein gefährlicher Tsunami drohe nicht mehr. Mindestens fünf Menschen kamen ums Leben.

Ein schweres Erdbeben vor der chilenischen Küste hat mindestens fünf Menschenleben gefordert. Zwei Männer seien in der Ortschaft Alto Hospicio, in der Nähe von Iquique, ums Leben gekommen, berichtete das Nachrichtenportal Emol nach Angaben des lokalen Bürgermeisters. Insgesamt seien vier Männer und eine Frau gestorben, teilte Chiles Innenminister Rodrigo Peñailillo mit. Das Beben am Dienstagabend (Ortszeit) hatte eine Stärke von 8,2. Wegen einer Tsunami-Warnung wurde die Bevölkerung an der nordchilenischen Küste aufgefordert, sich in höher gelegenen Gebiete in Sicherheit zu bringen. Das Epizentrum habe sich zwischen Arica und Iquique in 38,9 Kilometer Tiefe gelegen, teilte die chilenische Erdbebenwarte CSN mit.

In Iquique brachen zwei Brände aus, wie der Rundfunksender Bio Bio berichtete. Die Landstrasse von Iquique nach Colchane, an der bolivianischen Grenze, sei beschädigt worden. Und in Arica sei Geröll von dem 130 Meter hohen Küstenhügel Morro de Arica gerutscht. In der Stadt kam es auch zu Stromunterbrechungen. In Iquique seien rund 300 Frauen aus dem lokalen Gefängnis geflüchtet, berichtete die Zeitung "La Tercera" nach Angaben von Peñailillo. 40 von ihnen seien laut Polizei wieder in Gewahrsam. Zudem gab es Plünderungsversuche. Die Regierung entsendete aus Santiago de Chile 100 Polizisten zur Verstärkung der Sicherheit in Iquique.

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Wellen von über zwei Metern

Die Evakuierung der Küstenstreifen in nordchilenischen Städten wie Arica und Antofagasta sei in der ersten Stunde nach dem Beben problemlos gewesen, berichtete der Rundfunksender Cooperativa nach Angaben lokaler Behörden. Zunächst fanden auch entlang der südlichen chilenischen Küste Evakuierungen statt. Nach einigen Stunden wurde der Tsunami-Alarm in großen Teilen Chiles sowie an der südamerikanischen Pazifikküste wieder aufgehoben. Die höchste Welle maß eine Höhe von knapp über Metern, so das Pazifik-Warnzentrum in Hawaii.

Die Flughäfen von Arica und Iquique wurden geschlossen. Flüge, die von Santiago in die Städte im Norden bereits gestartet waren, kehrten zur chilenischen Hauptstadt zurück. In Antofagasta und Arica wurde der Schulunterricht für Mittwoch abgesagt. In Iquique gab es einige Plünderungsversuche, erklärte der Gouverneur Gonzalo Prieto.

Zahlreiche Nachbeben

Staatschefin Michelle Bachelet verfolgte die Situation vom Regierungsgebäude in Santiago de Chile aus. Sie erklärte drei Regionen im Norden des Landes zum Katastrophengebiet. Das Militär solle den Betroffenen dort helfen, aber auch Plünderungen vermeiden, sagte sie in einer Fernsehansprache. "Es sind die notwendigen Maßnahmen getroffen worden, um die Bürger und ihren Besitz zu schützen", erklärte sie. Bislang sei alles unter Kontrolle: "Das Land hat die ersten Stunden dieses Notfalls gut gemeistert." Am Mittwoch wollte Bachelet in das betroffene Gebiet reisen.

In der ersten Stunde nach dem Erdbeben wurden vier Nachbeben bis zu 6,0 Richter verzeichnet. Das Hauptbeben war bis in der fast 500 Kilometer entfernten bolivianischen Hauptstadt La Paz zu spüren, wie der lokale Fernsehsender Unitel nach Angaben der Erdbebenwarte Boliviens berichtete.

Am 27. Februar 2010 waren bei einem Erdbeben der Stärke 8,8 in Südchile mehr als 500 Menschen umgekommen. In Nordchile waren dagegen seit dem 19. Jahrhundert keine Erdbeben dieser Stärke verzeichnet worden. In den vergangenen Wochen hatte rund 400 schwächere Beben das Gebiet erschüttert. Chile befindet sich an der Kontaktgrenze der tektonischen Nazca-Platte mit der südamerikanischen Platte.

DPA
awö/dho/DPA/AFP

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