Liebe Schülerinnen und Schüler, liebe Lehrerinnen und Lehrer, liebe Eltern,
wir werden die Bilder dieser Flutkatastrophe so schnell nicht vergessen. Die Bilder der Zerstörung und der Verzweiflung, des Leids und der Trauer, aber auch tiefster Mitmenschlichkeit. Bilder, die zu Herzen gegangen sind und niemanden ungerührt gelassen haben.
Es sind vor allem die erschütternden und ergreifenden Schicksale von Kindern, die sich in unserer Erinnerung festgesetzt haben. Das unendliche Leid und das unfassbare Ausmaß der Tragödie - sie waren in den Augen und den Gesichtern der hilflosen, verletzten und verwaisten Kinder zu lesen.
Die Kinder ahnten nichts
von der tödlichen Gefahr, als sie arglos am Strand spielten und unbekümmert dem Wasser hinterherliefen. Schutzlos waren sie, die Schwächsten unter uns, der heranrollenden Flutwelle ausgeliefert. Gerade sie brauchen jetzt unsere Unterstützung.
Nach einer der schlimmsten Naturkatastrophen seit Menschengedenken rückt die Welt enger zusammen. Globalisierung betrifft uns wirklich alle. Das ist eine Lehre, die wir nicht vergessen dürfen und nicht vergessen werden.
Nachdem die unmittelbar notwendige Soforthilfe geleistet und eingeleitet ist, geht es jetzt darum, den mittel- und langfristigen Wiederaufbau in den zerstörten Ländern voranzubringen. Ich möchte, dass gerade wir Deutschen dauerhaft und nachhaltig helfen. Dass wir die Region in Südostasien nicht vergessen, auch wenn die Fernsehsender wieder abgezogen sind. Deshalb habe ich Partnerschaften vorgeschlagen, für bestimmte Regionen, für bestimmte Projekte. Städte für Städte, Dörfer für Dörfer, Schulen für Schulen. So kann Verantwortung übernommen werden für ganz konkrete Hilfe.
Ich bin dem stern dankbar,
dass er diese Initiative unterstützt und die Aktion "Schulen helfen Schulen" startet. Die Bundesregierung hat bereits einen Arbeitsstab für die Partnerschaftsinitiative eingerichtet. Dort werden alle Partnerschaftsprojekte gesammelt und weitervermittelt. Und in den deutschen Botschaften in den betroffenen Ländern sind Partnerschaftsbüros damit befasst, einzelne Projekte mit den jeweiligen Regierungen abzustimmen und den genauen Bedarf festzustellen. Denn etwas aufzwingen, was in den Katastrophengebieten gar nicht benötigt wird, wollen wir nicht.
Eine Bitte liegt mir am Herzen: Unsere Hilfe wird gebraucht, und sie ist auch erwünscht. Aber nicht jedes Hilfsangebot lässt sich sofort umsetzen. Noch immer müssen in den Katastrophengebieten unmittelbare Folgen der Flutwelle beseitigt werden. Mancherorts wird es noch einige Zeit brauchen, bis an den Wiederaufbau gedacht werden kann. Ich bin sicher, wer wirklich helfen will, wird Geduld aufbringen und warten können, bis die angebotene Hilfe abgerufen wird. Denn die Menschen in Südostasien brauchen unsere Unterstützung nicht nur heute. Sie brauchen sie auch in ein paar Monaten und in den nächsten Jahren. Wir dürfen sie gerade dann nicht allein lassen.
Mit freundlichen Grüßen
Gerhard Schröder