Es hat das ärmste Land der westlichen Hemisphäre getroffen: Haiti. Der etwa neun Millionen Einwohner zählende Karibik-Staat wurde am Dienstagabend von einem massiven Erdbeben von der Stärke 7,0 erschüttert. Mehrere Nachbeben versetzen die Menschen in Angst und Schrecken. Auch Stunden danach gab es keine verlässlichen Daten über Opfer und Schäden. Es herrschte bange Ungewissheit. Allerdings sagte der haitianische Botschafter in den USA, Raymond Joseph: "Ich befürchte, es ist wirklich eine Katastrophe großen Ausmaßes."
Der Diplomat äußerte sich in einem Telefongespräch mit dem US- Sender CNN, der am Dienstag unterunterbrochen über das Unglück berichtete. Selbst Joseph hatte extreme Schwierigkeiten, jemanden in seiner Heimat telefonisch zu erreichen. Das Telefonnetz war offensichtlich zusammengebrochen. Dann erreichte er doch einen Kollegen in Port-au-Prince. Der berichtete, dass links und rechts auf der Straßenseite die Häuser gewankt hätten.
Dagegen berichteten Reporter und ein Mitarbeiter einer Hilfsorganisation auf der Insel von schreienden und weinenden Menschen, die in Panik in der Hauptstadt Port-au-Prince auf die Straße gelaufen seien. Einige sahen auch eingestürzte Häuser. Auch ein Krankenhaus soll einem Bericht zufolge zumindest beschädigt worden sein. Allerdings fehlte bis zum Abend jegliche offizielle Bestätigung.
Mit Einbruch der Dunkelheit dürfte sich etwaige Rettungsarbeiten erheblich erschweren. Zudem drohten in der Nacht weitere Gefahren, denn Haiti gilt als eines der unsichersten Länder der Welt mit hoher Kriminalität. US-Präsident Barack Obama sicherte der Regierung noch am Dienstagabend Unterstützung zu. "Meine Gedanken und Gebete sind bei denen, die von dem Erdbeben betroffen sind", sagte Obama in einem Statement. "Wir beobachten die Situation genau und sind bereit, den Menschen auf Haiti zu helfen." Hilfe wird das arme Land bitter nötig haben. Denn es liegt schon jetzt trotz Aufbauhilfen wirtschaftlich am Boden.