Hauptbahnhof SEK beendet Geiselnahme in Kölner Apotheke - Täter musste reanimiert werden

Köln Geiselnahme Polizei
Geiselnahme in Köln, SEK im Einsatz
© Oliver Berg/DPA
Erleichterung In Köln: Die Polizei hat eine Geiselnahme am Hauptbahnhof beendet. Über Stunden hatte ein Mann eine Frau in seiner Gewalt, dann griff die Polizei zu. Ein Mädchen wurde verletzt.

Blutiges Ende einer Geiselnahme im Kölner Hauptbahnhof: Nach rund zweistündigem Nervenkrieg hat ein Spezialeinsatzkommando (SEK) am Montag einen Angreifer in einer Apotheke des Bahnhofsgebäudes festgenommen. Bei dem Zugriff mit Blendgranaten um 14.54 Uhr trug der Geiselnehmer nach Polizeiangaben schwerste Verletzungen davon. Der genaue Tathergang und das Motiv blieben zunächst ungeklärt. Der Kölner Hauptbahnhof als größter Bahnknotenpunkt Westdeutschlands blieb stundenlang gesperrt.

Bei dem Zugriff wurde auch die Geisel verletzt, die der Mann am Mittag in der Apotheke in seine Gewalt gebracht hatte. Ob es sich bei der Frau um eine Beschäftigte der Apotheke oder eine Kundin handelte, blieb zunächst offen. "Die Motivlage des Angreifers ist noch unklar", sagte ein Polizeisprecher kurz nach dem Zugriff.

Polizei bestätigt Terrorhintergrund nicht

Nicht bestätigen wollte die Polizei Spekulationen, wonach die Tat einen terroristischen Hintergrund haben könnte. Auch die Identität des sehr schwer verletzten Täters stand zunächst nicht fest. Einzelheiten wollte die Polizei bei einer Pressekonferenz am Abend mitteilen. Die Ermittlungen liefen "auf Hochtouren", erklärten die Beamten. Sie schalteten zudem ein Hinweisportal, in dem Zeugen Fotos und Videos rund um die Geiselnahme hochladen können.

Noch am Tatort fanden einem Polizeisprecher zufolge Wiederbelebungsversuche bei dem Täter statt. Der Angreifer wurde demnach auf die Intensivstation gebracht. Der Mann soll zudem - offenbar unmittelbar vor der Geiselnahme - ein 14-jähriges Mädchen verletzt haben, das mit Brandverletzungen in eine Klinik gebracht wurde. Die Jugendliche hatte sich Zeugen zufolge im Café einer Schnellimbisskette in unmittelbarer Nähe der Apotheke aufgehalten.

Mehrere Augenzeugen hatten Polizei und Feuerwehr am Mittag alarmiert. Die Einsatzkräfte rückten daraufhin gegen 12.45 Uhr mit einem Großaufgebot zum Breslauer Platz auf der Bahnhofsrückseite aus und sperrten das Bahnhofsgebäude komplett ab.

Besucher wurden über Lautsprecherdurchsagen dazu aufgefordert, den Hauptbahnhof schnellstmöglich zu verlassen. Am Nachmittag erfolgte der Zugriff durch das SEK. Dabei feuerten Beamten zwei Blendgranaten ab. Die Explosionen waren deutlich zu hören, wie ein AFP-Reporter vor Ort berichtete.

Ablauf noch unklar

Unklar blieb zunächst der genaue Ablauf der Geiselnahme. Eine Augenzeugin berichtete vor Journalisten, dass sie am Mittag auf dem Breslauer Platz ein Telefongespräch geführt und plötzlich Schreie gehört habe. Zwei Mädchen seien aus dem Café der Schnellimbisskette herausgerannt. "Ein Mädchen rannte um sein Leben", sagte die Zeugin, eine Flugbegleiterin.

Ein Fuß der Jugendlichen habe gebrannt, die Flammen seien schnell bis zur Hüfte hochgeschlagen. Ein Passant habe dem Mädchen den brennenden Schuh vom Fuß gezogen, danach sei eine Helferin aus der Apotheke hinzugekommen.

Die Zeugin schilderte weiterhin, dass es in dem Café gebrannte habe. Sie habe zunächst an einen Kurzschluss oder eine brennende Fritteuse geglaubt. Beobachtungen zum Täter und dem Geschehen in der Apotheke machte die Zeugin allerdings demnach nicht.

nik/DPA

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