Nach den durch ein Sturmtief ausgelösten Überschwemmungen im Osten Libyens werden nach Angaben des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz und Roten Halbmond noch etwa 10.000 Menschen vermisst. Es könnte "tausende" Todesopfer geben, sagte am Dienstag Organisationsvertreter Tamer Ramadan in einer Videokonferenz zu Journalisten. "Wir bestätigen anhand unserer unabhängigen Informationen, dass die Zahl der vermissten Personen bei etwa 10.000 liegt."
Die benötigte Hilfe übersteige in hohem Maße die Kapazitäten des Roten Kreuzes und der Regierung in Libyen, erklärte Ramadan. Deswegen habe die Regierung um internationale Hilfe gebeten und deswegen "werden auch wir in Kürze einen Not-Appell aussenden".
Heftigste Regenfälle in Libyen seit Jahrzehnten
Begleitet von heftigem Regen hatte das Sturmtief "Daniel" am Sonntagnachmittag den Osten Libyens erfasst. Vielerorts kam es zu tödlichen Überschwemmungen.
Die Regierung in der Hauptstadt Tripolis unter Ministerpräsident Abdul Hamid Dbaiba sprach von den schwersten Regenfällen seit mehr als 40 Jahren. In Derna war die Lage nach Angaben des Gemeinderats "außer Kontrolle". Dort sollen zwei Staudämme gebrochen sein. Rettungsmaßnahmen gestalteten sich nach Angaben des Notfalldiensts schwierig. Man sei auf die Unterstützung von Hubschraubern angewiesen. Strom und Internetverbindung seien unterbrochen. Die betroffenen Regionen wurden zu "Katastrophengebieten" erklärt.