Lost Place "Tote Zone" auf Zypern: In diesem verlassenen Dorf erobert die Natur alles zurück

Lost Place, verlassenes Dorf Varisia auf Zypern, gelegen in der UN-Pufferzone
Verlassenes Dorf auf Zypern – Forscher überwinden Spaltung und erforschen neues Leben in der "toten Zone"
Sehen Sie im Video: "Tote Zone" auf Zypern – in diesem verlassenen Dorf erobert die Natur alles zurück.


















Diese Aufnahmen erinnern an einen tragischen Konflikt.
Sie zeigen ein verlassenes Dorf in der "Geisterstadt" Varosha, gelegen in der UN-Pufferzone, die Zypern teilt.
Das 180 Kilometer große Gebiet wurde in den 1960ern eingerichtet – nach einem Konflikt zwischen türkischen und griechischen Volksgruppen.
Seit 1974 besetzen türkische Streitkräfte den Nordteil der Insel.
Friedenstruppen der Vereinten Nationen patrouillieren entlang der Grenze, um Soldaten zu überwachen oder nach Schmugglern und Flüchtlingen Ausschau zu halten.


Trotz ihrer verhängnisvollen Vergangenheit ist die sogenannte "tote Zone" ein Zufluchtsort für seltene Pflanzen und Tiere.
Wissenschaftler von beiden Seiten der Insel untersuchen nun dort die biologische Vielfalt.
Einer davon ist Salih Gucel, Direktor des Instituts für Umweltwissenschaften an der Near East University im türkisch-zyprischen Norden: „Dieser Teil Zyperns ist seit 1974 verlassen, in den vergangenen 50 Jahren gab es fast keinen Einfluss des Menschen, sodass die Lebensräume und Pflanzen hier gedeihen konnten.“
Das Mufflon, eine Wildschaf-Art, welche vorm Aussterben bedroht ist, ist nicht die einzige Tierart, die dort gedeiht.
Es gebe auch andere bedrohte Pflanzen wie Orchideen, sowie seltene Reptilien, die in der "toten Zone" gedeihen.


Gucel: „Die Bedeutung dieses Gebiets liegt darin, dass viele Jahre lang keine Menschen hier waren. Das hat zur Folge, dass die hier lebenden Tiere, Pflanzen und anderen Organismen gesünder sind und sich harmonischer entwickeln.“


Ökologin und Forscherin Iris Charalambidou an der Universität Nikosia aus dem griechisch-zyprischen Teil der Insel schließt sich dem Direktor an: „Wir haben erkannt, dass einige Teile der Pufferzone als Biodiversitäts-Hotspots für den Rest der Insel fungieren könnten, also als Gebiete, in denen die biologische Vielfalt floriert, in denen es gesunde Populationen verschiedener Arten gibt. Und wenn die Populationen größer werden, können sich die verschiedenen Individuen in andere Gebiete ausbreiten.“


Laut Aleem Siddique, dem Sprecher der UN-Friedenstruppe in Zypern, ist die politische Lage der zweigeteilten Insel nach wie vor sehr schwierig.
Doch es gibt Hoffnung. Das von den Vereinten Nationen unterstützte Projekt, mit dem "Hotspots der biologischen Vielfalt" innerhalb der Pufferzone identifiziert werden, bringt Wissenschaftler aus beiden Gemeinschaften zusammen: „Wir befassen uns auch mit Umweltfragen hier in Zypern und sehen Möglichkeiten, den Frieden zwischen zwei geteilten Gemeinschaften zu fördern.“
Das sieht Forscherin Charalambidou genauso: „Menschen, die sich mit Umweltthemen beschäftigen, sind in der Regel so leidenschaftlich, dass sie, wenn sie sich treffen, nur darüber reden und sich nicht die Mühe machen, über andere Themen zu sprechen, daher war es eines der Ziele unseres Projekts, Menschen, die sich für die Umwelt in beiden Gemeinschaften interessieren, dazu zu bringen, miteinander zu kooperieren.“


Viele Inselbewohner haben nur wenig Kontakt zu den Bewohnern der anderen Seite der Insel.
Doch Siddique ist optimistisch: „Je mehr wir die beiden Gemeinschaften dazu bringen können, zusammenzuarbeiten, je mehr wir sie dazu bringen können, sich zu treffen, sei es innerhalb oder außerhalb der Pufferzone, um gemeinsame Anliegen zu besprechen, desto mehr wird dies nicht nur der Umwelt, sondern auch dem Friedensprozess zugute kommen.“
Bilder aus einem verlassenen Dorf, die an einen tragischen Konflikt erinnern. Trotz ihrer verhängnisvollen Vergangenheit ist die sogenannte "tote Zone" ein Zufluchtsort für seltene Pflanzen und Tiere. Und: Sie vereint Wissenschaftler einer gespaltenen Gesellschaft.

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