Bilder wie im Horrorfilm Mäuseplage in Australien: Sogar Sydney fürchtet Ansturm der Nager

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Sehen Sie im Video: Mäuseplage in Australien: Sogar Sydney fürchtet Ansturm der Nager.




Der Südosten Australiens wird von einer der schlimmsten Mäuseplagen seit Jahrzehnten heimgesucht. Zu Hunderttausenden fallen die Tiere über ganze Landstriche her. Ein La Nina-Wetterereignis mit reichlich Regen hatte hier für eine der größten Getreideernten Australiens gesorgt. Dementsprechend stark vermehrten sich in der Folge auch die reproduktionsfreudigen Nager, erklärt Farmer Kodi Brady. "Mein Morgenritual ist, erstmal Hunderte tote Mäuse auszuleeren, die ich in Eimern fange, mit Wasser drin. Ich habe auch etwa 15 Köderstationen und verbringe jeden Morgen und jede Nacht mindestens eine Stunde damit, tote Mäuse aufzusammeln, um das Risiko zu verringern, dass wilde Tiere sie fressen." "Es hat auch massive Auswirkungen auf die psychische Gesundheit, das kann ich Ihnen sagen. Ich schlafe nicht, weil ich die Mäuse permanent in den Wänden und auf dem Dach höre." "Mein Haus ist absolut dicht, wie ein U-Boot. Ich habe alle Türöffnungen versiegelt, unsere Fenster öffnen wir gar nicht mehr." Ein einziges Mäusepaar soll hier bis zu 500 Nachkommen in einer Saison bekommen können. Wieder einmal wünschen sich die Australier vor allem eins: Regen. Denn nur der könnte mit Überflutungen eine Mäuseplage dieser Größenordnung noch beenden, so die Farmer.
Sie flitzen in Massen durch Scheunen, Restaurants und Wohnungen. Eine Mäuseplage hat den Süden Australiens fest im Griff. Noch verbreiten die Nager ihren Schrecken auf dem Lande – doch auch große Städte fürchten die Tiere.

Australiens Südosten liefert derzeit Bilder wie aus einem Horrorfilm: Mäuse fallen zu Hunderten aus Erntemaschinen, schwärmen durch Scheunen – oder liegen in Massen tot auf dem Boden. Es gibt Berichte von Menschen, die zu Hause nachts im Bett durch herumhuschende Mäuse erwachten – oder von Krankenhauspatienten, die in der Klinik von den Nagern gebissen wurden. Restaurantbesuche können schnell eklig werden, wenn die kleinen Tiere zwischen den Gästen über den Fußboden huschen.

Eigentlich sind massenhafte Vermehrungen von Mäusen gar nicht so selten in Australien. Das Phänomen kommt alle paar Jahre vor, wenn die Witterungs- und Futterbedingungen günstig für die Nagetiere sind, die ursprünglich nicht Teil der australischen Tierwelt waren, sondern von europäischen Seefahrern eingeschleppt wurden. In Jahren mit reichem Nahrungsangebot vermehren sich Mäuse schnell. Doch so schlimm wie dieses Mal soll es seit Jahrzehnten nicht mehr gewesen sein.

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Mäuseplage in Australien: Sogar Sydney fürchtet Ansturm der Nager

Zunächst freuten sich die Bauern in Australien über eine gute Ernte

Grund für die aktuelle Plage ist ein das viele Getreide, das die Bauern in der letzten Saison geerntet hatten: Die Ernte fiel so gut aus, weil es nach zwei Jahren Dürre endlich wieder kräftig geregnet hatte. Die vollen Getreidesilos waren aber auch ein Fest für Mäuse. Sie konnten sich bei dem reichhaltigen Futterangebot kräftig vermehren.

Seit Wochen gibt es immer wieder Berichte über die Mäuseplage, aber inzwischen ist sie so schlimm, dass unter den Bauern geradezu Panik herrscht. In manchen Regionen geben sie Felder auf und säen nicht neu ein. Die Landwirte haben Angst, dass die Nager sich an der Saat nur fett fressen – und die Pflanzen gar nicht erst wachsen.

Tote Mäuse liegen auf einer Kehrschaufel
Tote Mäuse liegen auf einer Kehrschaufel. Australiens Regierung will jetzt ein extrem starkes Gift einsetzen, um die Nager-Plage einzudämmen.
© The Coonamble Times/AAP / DPA

Die Mausplage könnte noch zwei Jahre andauern, wenn man nicht sofort damit beginne, die Tiere massenhaft zu töten, warnte jetzt ein australischer Bauernverband. Noch betreffe die Krise ländliche Gebiete – jedoch sei es für die unzähligen Nager kein Problem, sich in Richtung größerer Städte auszubreiten. Wenn Lkw mit Lebensmitteln in die nächste Metropole fahren, seien oft auch Mäuse mit an Bord. Der Küstenmetropole Sydney, die recht nah am Hotspot der Plage liegt, könnte deshalb eine Invasion der Mäuse drohen.

Ein Super-Gift als letzte Rettung

Dass die Mäuse bekämpft werden müssen, ist in Australien größtenteils Konsens. Allerdings wird die Art der Bekämpfung kontrovers debattiert. Denn die Regierung will das Nager-Problem mit einem extrem tödlichen Gift lösen: Bromadialon ist zwar rezeptfrei für den Hausgebrauch in kleinen Mengen zugelassen, jedoch war es Farmern bisher verboten, es im großen Stil zu verwenden – aus Angst, auch andere Tiere zu schädigen.

Bromadialon-Köder gelten als das tödlichste Mäusegift der Welt und bewirken, dass die Tiere innerlich verbluten. Skeptiker fürchten, dass mit der Aktion auch etliche Wildtiere getötet werden, wenn das Mittel in die Nahrungekette gelangt. Tierschützer warnen, Opfer der Mäuseplage könnten auch viele Greifvögel, Eulen oder andere Mäusejäger werden.

Australiens Mausplage richtet große wirtschaftliche Schäden an

Aktuell ist die Regierung in Canberra fest entschlossen, das Supergift einzusetzen. Die einzelnen Staaten müssen dem Einsatz allerdings noch zustimmen.

Bislang soll die Mäuseplage viele Millionen Australische Dollar gekostet haben – nicht nur wegen der immensen Schäden in der Landwirtschaft. Auch Firmen, Läden, Büros, öffentliche Einrichtungen oder Privathäuser sind betroffen. Die Tiere fressen Kabel und Dämmungen an, verschmutzen Innenräume, machen Lebensmittel unbrauchbar. Viele Bürger möchten, dass das einfach nur aufhört.

Doch eine schnelle Lösung wird es wohl nicht geben. Denn sogar Befürworter des Bromadialon-Einsatzes sind inzwischen skeptisch: Die Plage sei so weit vorangeschritten, dass noch nicht einmal das Super-Gift die Lösung sei.

Eine Maus hält die Journalisten im Weißen Haus in Atem.
Eine Maus hält die Journalisten im Weißen Haus in Atem.
© stern.de
Maus fällt White-House-Journalisten auf den Schoß – dann bricht Panik aus

Sehen Sie im Video: Eine kleine Maus hat im Weißen Haus für helle Aufregung gesorgt. Das Nagetier taucht plötzlich im Presseraum im West Wing auf – und versetzt die anwesenden Journalisten in Aufruhr.

Quellen: "Daily Mail“, "USA Today", "9 News", "Agrar Heute"

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