"Es hat mich sehr bewegt zu sehen, dass die Menschen in Sri Lanka trotz allem wieder Alltag leben können. Viele Erwachsene beginnen wieder, einer Arbeit nachzugehen. Die meisten wollen Fischen gehen. Mit einigen Schulkindern war ich am Strand. Sie haben Burgen gebaut und Muscheln gesucht. Darunter war auch ein Mädchen, dem die Flut die Mutter genommen hat.
In der Schule habe ich ein Rollenspiel der Kinder gesehen. Auf einmal liefen alle gleichzeitig los, nahmen mit, was neben ihnen stand. Sie haben die Flucht vor dem Tsunami nachgespielt. Die Lehrer versuchen, die Kinder vorsichtig mit dem Thema zu konfrontieren. Besonders wichtig sind Musik, Kunst, Sport und Spiel. Eine der ersten Sachen, die mit Spendengeldern angeschafft wurden, waren - neben den Musikinstrumenten - Sportgeräte. Fußbälle, Cricket-Schläger, Schuhe. Der Rektor hat mir erklärt, dass diese Fächer jetzt besonders wichtig sind, weil die Kinder so ihre Wut und Trauer verarbeiten können. Die Sportspiele machen Spaß und Musik, Tanz und Kunst helfen, mit Verlust fertig zu werden.
Die Kinder gehen in Sri Lanka wirklich gerne in die Schule. Sie freuen sich, etwas lernen zu dürfen. Nur zwei von drei Kindern im Land genießen dieses Privileg. Ihre Fächer sind fast die gleichen wie in Deutschland: Mathematik, Sprachen - Tamilisch oder Sinhala und Englisch -, Religion, Sozialkunde, Handwerk, Musik und Tanz, Kunst, Sport.
Beim Unterricht sitzen Schülerinnen und Schüler in den jüngeren Klassen manchmal auf dem Boden. Weil es an einigen Orten noch keine Tische gibt, aber auch, weil das ein wenig kühlt. Auf Sri Lanka ist es den ganzen Tag um die 36 Grad warm, außerdem weht noch ein heißer Wind. In den höheren Klassen sitzen die meisten aber auf Stühlen und an Tischen. Alle haben Schuluniformen: hellblau und weiß, die Mädchen Röcke und die Jungs kurze Hosen. Und Krawatten. Über die Hilfe aus Deutschland haben sich die Menschen auf Sri Lanka sehr gefreut. Sie waren überwältigt, hat mir ein Schulleiter erzählt, wie viel Hilfe gekommen ist. Und wie viel immer noch kommt."