Wenn die Politik ruht und eine ganze Nation die Koffer packt, um in ihre Ferienhäuser zu fahren, schreiben Journalisten Geschichten auf, die es im Frühjahr oder Herbst niemals auf die Online- oder Zeitungsseiten schaffen würden. In Deutschland sind es oftmals Tiere - ausgebüxte Kühe, entlaufende Kängurus oder Riesenfische in kleinen Tümpeln. In Schweden sind es U-Boote. In feiner Regelmäßigkeit werden die Unterwasserfahrzeuge in den Schären vor der Ostküste gesichtet. Oftmals sollen sie russischer Herkunft sein, selten werden sie gefunden. Im Sommer 2015 ist das anders. Diesmal gibt es Bilder.
Die Videoaufnahmen eines Bergungsteams zeigen in der Tat ein U-Boot, mit kyrillischen Buchstaben auf der Außenhülle. Kurzzeitig war der schwedische Sommer um eine Aufregung reicher. Aber auch nur kurzzeitig, denn innerhalb von 24 Stunden stellte sich heraus: Das U-Boot liegt dort schon ein Weilchen, um genau zu sein 99 Jahre, und auch der Fundort ist Experten schon mindestens seit einem Jahr bekannt.
Gesunken am 10. Mai 1916
Laut Quellen der schwedischen Tageszeitung "Dagens Nyheter" gehört das Wrack zur sogenannten Som-Klasse, ist 22 Meter lang und drei Meter breit. Vermutlich ist es das Fahrzeug, das am 10. Mai 1916 um 4 Uhr morgens mit dem schwedischen Schiff "Ångermanland" kollidierte und sank. Auf dem Videomaterial sind geschlossene Luken zu erkennen, und die Zeichen auf der Außenwand konnten als "Som" entziffert werden. Ein Experte des schwedischen Militärs sagte laut "Dagens Nyheter": "Wäre es ein modernes U-Boot, hätten die Russen solch eindeutige Zeichen wie Buchstaben nicht zurückgelassen."
Das schwedische Verteidigungsministerium lässt ausrichten: "Wäre es ein schwedisches U-Boot, das gesunken wäre, hätte wir eine andere Lage." Und damit zurück zum schwedischen Sommer.